Heimkehr (01.07.-09.07.)

Am nächsten Tag dann geht es weiter nach Kiel, unserem letzten Hafen in der Ostsee, und damit auch zurück nach Deutschland. Wir sind doch ein wenig wehmütig und zu allem Überfluss ist die Fahrt kein Vergnügen, denn wie passen schon Kurs SW und Wind aus der vorherrschenden Windrichtung SW zusammen? Na, zumindest zeitweise reicht es für einen Kurs am am Wind und wir machen später am Tag sicher am kleinen Hafen an der Schleuse zum NOK fest. In den Nord-Ostsee-Kanal kommen wir mit nächsten Morgen mit Glück wieder ohne Wartezeit hinein: während die anderen Boote geraume Zeit Runden gedreht haben, wurde die Schleuse für alle dann gerade dann geöffnet, als wir abgelegt haben. Tja, die Fahrt durch den NOK selbst war dann beim zweiten Mal schon sehr wenig spannend, man motort eben so vor sich hin. Es schadet übrigens nicht, auch ordentlich Ausschau zu halten, ob sich nicht gerade ein Containerschiff von hinten nähert und man in seinem Tran vielleicht nicht nah genug am Rand fährt. Viel Platz ist ja nicht im Kanal und man kann sich da schon nahe kommen. In Brunsbüttel (auf der Innenseite des Kanals) angekommen sind wir froh, ein Abendessen vom Kiosk gleich nebenan zu bekommen und ordentliche Duschen nutzen zu können.

Mit solchen Schleusennachbarn hat man es im NOK zu tun ...
Mit solchen Schleusennachbarn hat man es im NOK zu tun …

Dann geht es früh am Morgen (tidenbedingt) auch schon weiter; wir haben auch beim Ausschleusen Glück und müssen kaum warten und dann geht es bloß bis Cuxhaven, da Tide und Wind eine Weiterfahrt bis Helgoland kaum zulassen. So sind wir aber immerhin schnell am Ziel und können den Rest des Tages noch nutzen, um ein wenig durch die Stadt zu ziehen, der Alten Liebe einen Besuch abzustatten und außerdem der Orion etwas Gutes zu tun und sich der Beseitigung der Spuren an Rumpf und Fendern zu widmen, die die Reifen in Herrvik im Nordsturm hinterlassen haben. Tags drauf segeln wir bei schönsten Bedingungen und geschoben von der Tide bei (für die Dicke) sensationellen 8 Knoten Fahrt nach Helgoland und sind schon gegen Mittag da. Selbst jetzt ist der Hafen schon ganz gut gefüllt … und wenn man den Geschichten glauben darf, sind 4er- bis 6er-Päckchen, wie wir sie vorfinden noch vollkommen harmlos. Am Nachmittag fahren wir noch Bunkern und machen den Dieseltank wieder voll. 450 Liter … ja, das war ein sehr ergiebiger “Segel”-Urlaub. Ach ja. Trotzdem begehen wir unsere Rückkehr mit einem Festmahl! Wir bleiben einen Tag auf Helgoland, denn am nächsten Tag hat sich das gute Wetter schon wieder verzogen, und nutzen die Gelegenheit, auch andere Vorräte aufzustocken und uns ansonsten auszuruhen.

Das Festmahl - es gibt Japanisch, das ist ja wohl Ehrensache!
Das Festmahl – es gibt Japanisch, das ist ja wohl Ehrensache!

Und dann geht es weiter nach Norderney und damit immer näher Richtung Heimat. Laue bis flautige Winde sind versprochen, bis zu 20 Knoten bekommen wir. Aus dem südlichen Sektor, versteht sich. Teilweise können wir segeln, doch 6 Stunden Motor müssen mal wieder sein. Immerhin kommen wir in Norderney an, bevor eine Schauerfront uns durchnässen kann und finden ein gutes Plätzchen im recht vollen Hafen. Und da wir jetzt auf der letzten Etappe sind, halten wir uns auch nicht allzu lange auf und brechen am nächsten Tag auch Richtung Ems auf. Und es kommt natürlich wie es kommen muss: kräftiger Wind von vorne, so dass wir die benötigte Höhe unter Segeln einfach nicht schaffen. Also, mal wieder Motoren und wir sind genervt. Unser einziger Trost ist, dass wir sobald wir um Borkumriff herum sind und nach SO abdrehen können, der Westwind uns zumindest dann Segeln ermöglichen wird. Tja, schön wär’s gewesen: es ist wie verhext, aber buchstäblich in dem Moment, in dem wir bei Borkumriff die Fahrtrichtung ändern, knipst jemand den Wind aus… na wie schön, der Motor darf anbleiben.

Borkum lassen wir diesmal dennoch links liegen, da der alte Militärhafen mit dem zugenommenen Windparkbetrieb offenbar nur wenig Interesse hat, auch Segler aufzunehmen. Statt dessen ist Delfzijl unser Ziel, der von den Papenburger Seglern wohl meistfrequentierte Hafen. Als wir ankommen, ist unser Eindruck sehr durchwachsen: die Umgebung recht industriell, dafür ist der Hafen sehr gut ausgestattet, WLAN ist inklusive (da kann man in Borkum und Norderney nur von träumen) und auch der Hafenmeister ist nett. Die Stadt selbst wirkt, als gäbe es Strukturprobleme – viele Ladenlokale in der Innenstadt stehen leer, und insgesamt wirkt es ein wenig ausgestorben.
Fazit: kann man durchaus mal gut wiederkommen in Anbetracht der Alternativen Emden (Außenhafen) und Borkum, aber ein Traumziel ist Delfzijl nicht. Trotzdem legen wir einen Hafentag ein, denn bei Dauerregen müssen wir auch nicht unbedingt zurückmotoren, erst recht wenn die Tide uns dazu zwingt, sehr früh aufzubrechen. Am nächsten Tag gewinnt man ja zumindest eine halbe Stunde … Das ist immerhin die Gelegenheit, sich mit holländischen Spezialitäten einzudecken (Saté-Soße, Vla, gute Erdnussbutter etc.)!

Flaggenparade bei der Rückkehr in den Heimathafen
Flaggenparade bei der Rückkehr in den Heimathafen

Am Tag drauf dann stehen wir also schon um 3 Uhr auf und brechen auch zügig auf, denn in Papenburg ist Schleusung um 11:00 und es ist doch ein Stückchen Weg. Da der Strom aber kräftig hilft und wir auch an beiden Brücken kaum warten müssen, passt es alles und wir können pünktlich einschleusen. Bis wir in der Box sind, ist es noch ein wenig abenteuerlich, denn offenbar hat die Tiefe im Hafen in unserer Abwesenheit noch abgenommen; mehr als einmal fürchten wir, so richtig festzustecken im guten alten Modder, doch zu guter Letzt schaffen wir auch das. Wäre ja auch gelacht! So, da sind wir also, so ganz wirklich und zurück. Ein wenig unwirklich kommt uns das nach der langen Zeit unterwegs ja doch vor …

Mit wehmütigem Blick schauen wir zurück auf die schönen Tage, die unvergessliche Natur, das entspannte Segeln. Natürlich gab es auch Unerfreuliches: vernünftig Segeln konnten wir nicht allzu oft, denn der Wind hat es nicht gut mit uns gemeint. Auch die diversen Schäden sind ein gehöriger Wermutstropfen, der jedoch nur dem recht unfertigen Zustand der Orion zuzuschreiben ist. Und doch bleibt uns dieser Urlaub in der Hauptsache in schöner Erinnerung, denn noch nie haben wir eine so lange Reise unternommen. Nachtfahrten haben wir erfolgreich bewältigt, ebenso wie kräftigen Wind. Ein ganz sensationelles Revier haben wir kennen gelernt (als Chartersegler konnte man sich ja nur einen Vorgeschmack holen), ebenso wie die Menschen, die dort leben. Wir kommen sicher wieder – wenn wir können, mit noch mehr Zeit im Gepäck. Wir waren jetzt 10 Wochen unterwegs und haben dabei knapp 2000 nm zurückgelegt – und müssen feststellen, dass das fast zu wenig Zeit für so eine Runde war. Nicht selten konnten wir uns nicht leisten, noch zu bleiben, und das hat dieses Fleckchen Erde ganz eindeutig verdient!