Isolierung und Innenausbau

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Der Arbeitsplatz

Da hat man gutes Geld für eine voll funktionstüchtige Segelyacht bezahlt, und vor Ablauf eines Jahres fängt man an, erst mal alles auseinanderzunehmen: völlig verrückt! Der Innenausbau war zwar etwas zu dunkel, die Aufteilung nicht optimal, aber mit all dem hätte man leben können; wirklich ein Problem stellte nur die Isolierung dar: die Orion war in ihrem gesamten bisherigen Leben wohl nur im Sommer genutzt worden, und dafür mochte die Styroporplatten-Isolierung hinreichend gewesen sein, für die vorgesehene Erweiterung der Jahreszeiten und Fahrgebiete war sie es jedoch nicht. Also, aus dem Wasser damit, gut eingeplant, und dann konnte es losgehen! Unglaublich aber, wie viele Dinge erst mal aus so einem kleinen Boot ausgeräumt und -gebaut werden wollen, allein dafür wäre eine kleine Lagerhalle nützlich gewesen. Der – wetterabhängige – Freiplatz war da denkbar ungünstig, aber man muss schließlich mit den gegebenen Möglichkeiten arbeiten ….

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Abbruch

Nach Entfernen zunächst der größeren Einbauten und dann der rundherum auf lose zwischen die T-Spanten geklemmten Blindhölzer geschraubten Sperrholzplatten offenbarte sich der Zustand der Isolierung: während im oberen Bereich die Styroporplatten noch recht gut erhalten waren, zerbröselten sie unterhalb der Wasserlinie zu einem schmutzigen Granulat. Erfreulicherweise zeigte sich der Stahl darunter aber kaum angegriffen, nur in den ehemaligen Nassbereichen zeigten sich oberflächliche Rostspuren, die angeschliffen und neu beschichtet wurden. Darauf erstrahlten bald erste Abschnitte in neuem Glanz, und mit den eigentlichen Isolierarbeiten konnte begonnen werden.

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Salon, frisch gestrichen

Wie aus den Bildern zu ersehen, verliefen die Arbeitsschritte nicht nacheinander, vielmehr wurden sie oftmals parallel ausgeführt. Das war alles andere als optimal, war aber unter den gegebenen Bedingungen unvermeidbar, da es nie möglich war, das Boot wirklich komplett auszuräumen und Werkzeuge, Material etc. außerhalb zu lagern. Wie zu erkennen ist wurden an einigen wenigen Stellen Sperrholzplatten fest mit den Spanten verschraubt und verklebt; diese stellen die einzigen Verbindungen des Innenausbaus mit der Stahlhülle dar. Ziel war es, auf die unzähligen Blindhölzer verzichten zu können und möglichst wenige Wärmebrücken zu schaffen, um eine durchgehende Isolierung ohne Dampfzutritt zur Außenhaut zu erreichen. Isoliert wurde mit Armaflex, zunächst mit 25mm starkem Material zwischen den T-Spanten bzw. den Deckenversteifungen und darüber nochmal großflächige Matten in 10mm Stärke. Alle Stöße und Übergänge wurden zusätzlich versiegelt, und so entstand nach und nach eine geschlossene Isolierung mit 35mm Gesamtstärke. Das Material weist eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit bei einem äußerst hohen Dampfdiffusionswiderstand auf und wird im technischen Bereich zur Tauwasservermeidung auf Rohrleitungen und Bauteilen und zur Verminderung des Korrosionsrisikos unter der Isolierung eingesetzt.

Refit_08 An den fest mit dem Rumpf verbundenen Holzelementen wurde daraufhin der weitere Innenausbau befestigt: da ist an erster Stelle die durchgehende Trennwand zwischen Vorschiff und Salon zu nennen, die salonseitig an die Sitzecke sowie die Küchenzeile grenzt und vorschiffseitig an die Kleiderschränke, welche wiederum in die Begrenzung der Doppelkoje übergehen. Refit_09 Weitere Befestigungspunkte stellen zwei Trennwände beiderseits des Niedergangs sowie die Abgrenzung der Nasszelle dar, diese bildet den anderen Abschluss der Küchenzeile. Mit dieser – im Vergleich zu den unzähligen verschraubten Blindhölzern im ursprünglichen Ausbau – gering erscheinenden Anzahl von Befestigungspunkten konnte dennoch ein sehr verwindungssteifes und stabiles Ergebnis erzielt werden.

Refit_10 Die hier noch im Bau befindliche Pantry verfügt über einen Mikrowellen/Umluft-Kombiofen und ein Induktionskochfeld; mehr dazu unter ‘Energieversorgung’.

Die vorhandenen Polster wurden an die nun L-förmige Sitzecke angepasst und neu bezogen; unter und hinter den Sitzpolstern befinden sich große Staufächer für Nahrungsmittel.

Diese Arbeiten zogen sich bis übers Frühjahr 2013 hin; mit dem erreichten Zwischenstand wurde die Orion wieder zu Wasser gelassen und durfte einige Wochen in Holland segeln, bis im folgenden Winter die noch ausstehenden Arbeiten angegangen wurden.

Zunächst bekamen alle möglichen Fächer und Schränke ihre Türen, der Ofen seine Aufhängung, ein richtiger Kühlschrank wurde eingebaut. Optisch eine spürbare Verbesserung brachte die neue Deckenverkleidung: diese besteht aus weiß-transparent lasierten Ahorn-Leisten, welche eigens von einer Schreinerei angefertigt wurden, da käufliche Nut-und-Feder-Profile zu breit und dick erschienen. Schließlich erhöhte der endlich fertiggestellte Salontisch den allgemeinen Lebenskomfort an Bord erheblich!