Endlich wieder Segeln: im Dodekanes gen Norden (20.05. – 02.06.)

Am 20. Mai ist es endlich soweit: nach sechseinhalb Monaten Lockdown verlassen wir Astypalaia! Einerseits sind wir natürlich sehr froh darum, endlich etwas mehr von Griechenland sehen zu können, nachdem wir ein halbes Jahr unseres Lebens damit verloren haben, unsere 10 Quadratmeter Wohnfläche vor wechselnden Stürmen in Sicherheit zu bringen, andererseits haben wir durch unseren unfreiwilligen Aufenthalt auch nette Menschen kennengelernt und die Insel wirklich lieb gewonnen – aber wir sind uns auch sicher, wiederzukommen, also legen wir am Donnerstagmorgen hochmotiviert ab. Unser Weg soll uns nach Norden führen, bevor der vorherrschende Nordwind im Sommer immer stärker wird (natürlich sind wir viel zu spät dran …); wir folgen dabei zunächst der der türkischen Küste vorgelagerten Inselkette des Dodekanes, welche  – anders als der Name (“Zwölf Inseln”) vermuten lässt –  rund 160 Inseln umfasst.

Levitha
Levitha voraus!

Die Windvorhersagen versprechen einen schönen Segeltag: sanfte 12 Knoten aus Südwest sollten uns unter Gennaker langsam aber stetig nach Norden schieben. Nun, in der Realität sind es zunächst nur 5 Knoten, und zwar aus Nordost – kleiner Unterschied; und der Gennaker ist das einzige Segel, welches an diesem Tag nicht zum Einsatz kommen wird. Zwei Stunden motoren wir gegenan, bis wir um die Südostspitze Astypalaias nach Norden abbiegen und endlich unter Großsegel und Code 0 am (Ost-)Wind segeln können. Erst als wir weitere zwei Stunden später aus dem Windschatten der Insel kommen, dreht der Wind auf West – und weht mal mit 18 Knoten, was uns bei der beachtlichen Segelfläche mit sechseinhalb Knoten herrliche Fahrt machen lässt, dann bricht er wieder auf 5 Knoten zusammen, was uns mit anderthalb Knoten und flappendem Tuch in den gar nicht so kleinen Wellen schaukeln lässt. Da wir auch am 6. Tag nach der Impfung gesundheitlich immer noch angeschlagen sind, wird der erste Segeltag nicht so erholsam wie erhofft, so dass wir recht froh sind, nach 10 Stunden endlich die Südbucht der Insel Levitha anzusteuern.

Abendsonne über der Ankerbucht

Hier erwartet uns eine weitere Überraschung: wir sind nicht etwa allein, sondern eine ganze Flottille riesiger Charterboote hat bereits einen Großteil der ausgelegten Muringbojen in Beschlag genommen. Offenbar haben die Charterfirmen keine Zeit verloren und unmittelbar mit der Öffnung Griechenlands die ersten Touristen aufs Wasser geschickt … Wir finden noch eine letzte freie Muring mitten um Feld der restlichen Boote, versuchen den Trubel und die blinkenden Lichterketten auszublenden und fallen erschöpft in die Koje.

Am nächsten Morgen sieht die Welt schon besser aus: die Flottille hat sich in aller Frühe aus dem Staub gemacht, denn der Wind soll ja auf Nord drehen und deutlich zulegen. Wir lassen das neue Dinghi zu Wasser und paddeln an den Anleger, um die Insel zu erkunden. In deren Mitte befinden sich landwirtschaftlich genutzte Flächen, der Rest gehört den Ziegen. Bewohnt und bewirtschaftet wird Levitha von einer einzigen Familie – seit etlichen Generationen. Diese betreibt auch eine einfache Taverna für die hier übernachtenden Boote – was offenbar kein Geheimtipp mehr ist, auch am Freitag kommen neue Boote dazu.

Wir erwandern die kargen Anhöhen, auch um dort etwas Mobilfunkabdeckung zu suchen und die Wettervorhersagen für die kommenden Tage zu aktualisieren, ansonsten ist die Insel die perfekte Kommunikations-Entgiftung: in die Ankerbucht verirrt sich keine elektromagnetische Welle. Selbstredend gibt es keine Straße, zum Bauernhof mit der Wirtschaft führt ein Trampelpfad; überhaupt gibt es nichts als schroff-schöne Landschaft und ganz, ganz viel Ruhe – was uns wirklich sehr gelegen kommt nach den anstrengenden letzten Tagen.

Panoramablick über Levitha

Wir verbringen zwei herrliche Tage an der Muring, während die Sonne auf uns brennt und der kühlende Meltemi mit 7 Windstärken über die Insel pfeift, lesen viel und schauen ansonsten zu, wie der Windgenerator und die Solarzellen die Batterien wieder randvoll laden; am Samstagabend kehren wir in die Taverna ein und genießen ein einfaches, authentisches und köstliches Essen. Levitha ist ein wirklich gelungener Neustart nach so langer Durststrecke!

Leros / Lakki

Am Sonntagmorgen lösen wir die Leine zur Muring und fahren unter Segeln aus der Bucht – sicherheitshalber mit einem Reff im Groß, denn durch die Abdeckung der Insel ist schwer vorherzusagen, wie viel Wind draußen wirklich weht. Schon nach wenigen Minuten erwischen uns Böen von 25 Knoten; wir sind ganz froh um das Reff und etwas nervös, was wohl jenseits des Inselwindschattens auf uns warten mag (wie sehr man sich doch an tagesaktuelle Wettervorhersagen gewöhnt hat und wie seltsam es ist, drei Tage im Funkloch verbracht zu haben!). Nach einer Stunde runden wir das östliche Inselende – und der Wind nimmt ab! Berge können also nicht nur Windabdeckung bieten, sondern auch durch Fallwinde den auf See herrschenden Wind noch verstärken – und dummerweise weiß man vorher nie, welcher der beiden Effekte überwiegen wird …

Kalymnos in einem Traum in Blau

Wir segeln 22 Seemeilen bei nordwestlichen Winden um 4 bis 5 Richtung Nordost, die Insel Leros ist unser Tagesziel – aber egal in welche Richtung man schaut, überall sind bergige Inseln am Horizont! Wir sehen hinter uns noch Amorgos, an Backbord Ikaria und Patmos, voraus Leros, weiter an Steuerbord die beeindruckende Silhouette von Kalymnos und weit entfernt Kos, alles eingebettet in tiefstes Blau – ein toller Anblick!

Die Uferpromenade von Lakki direkt vorm Ankerplatz

Gegen 15 Uhr erreichen wir die tief eingeschnittene und gut geschützte Bucht Lakki mit dem gleichnamigen Ort; früher hieß dieser Portolago – eine italienische Gründung, die während der italienischen Herrschaft über den Dodekanes 1912-43 als Flottenbasis diente. Das merkt man dem Ort an: die Gebäude sehen überhaupt nicht griechisch aus, der italienische Rationalismus der 30er Jahre beherrscht das Stadtbild. Direkt vor der Uferpromenade gibt es einen hervorragenden Ankerplatz, wo wir unseren Segeltag beenden und zu alkoholischen Kaltgetränken übergehen (es gibt noch spanische Sangria an Bord!).  

Gut erhalten: der italienische Palazzo Comunale

Am nächsten Tag erkunden wir den Ort; durch die benachbarte, große Marina gibt es mehrere Läden für Bootszubehör, und Supermärkte sowieso. Die meisten der italienischen Großbauten sind ganz schön heruntergekommen – der Wert des faschistischen Architektur als Baudenkmal darf auch sicher in Frage gestellt werden, dennoch gibt es kaum woanders noch so viel Bausubstanz aus dieser Zeit, vielleicht würde es sich doch lohnen, ein wenig mehr für den Erhalt zu tun. 

Alte Villen mit Blütenpracht in Lakki

Eine weitere Auffälligkeit: hier wachsen Bäume! Auf Astypalaia haben wir ein halbes Jahr nur Zitrusfrüchte, Oliven und Feigen gesehen, doch hier gibt es zahlreiche Pinien, die einen herrlichen Duft verströmen; insgesamt scheint es mehr Wasser zu geben, überall blühen Oleander, Bougainvilleen, Jasmin … der 30 Grad warme Wind weht uns eine betörende Duftkomposition in die Nase – himmlisch! Danach noch ein Bad im mit knapp 23 Grad doch noch erfrischenden Wasser – was will man mehr?!?

Archangelos

Dienstagmorgen nutzen wir noch die Nähe des Ortes für ein richtiges Frühstück mit frischem Brot von der Bäckerei und machen uns dann wieder auf dem Weg – nach Norden, also gegen den Wind. Allzu große Fortschritte sind da nicht zu machen, also kreuzen wir nur bis zu der kleinen Insel Archangelos, welche der Nordküste von Leros vorgelagert ist.

Archangelos: Schöne Ankerbucht mit Lärmquelle

Dort finden wir eine schöne Ankerbucht, in die unmittelbar vor uns eine Charteryacht mit deutschsprachiger Crew einläuft. Dagegen ist zunächst nichts zu sagen, hier ist genug Platz für zwei Boote; unsere Begeisterung sinkt aber rapide, als nebenan gegen 18 Uhr wieder die Maschine gestartet wird – und läuft, und läuft … nach einer Stunde erkundigen wir uns, wie lange wir den Lärm beim Abendessen noch genießen dürfen – ach, so eine Stunde, sie müssen halt Batterien laden … das hätten sie gerne nach ihrer Ankunft tun können, oder sonst am nächsten Morgen, aber an allen Ankerplätzen der Welt gilt eigentlich die Regel, dass man keinen Lärm mehr macht, wenn die Sonne zum Sinkflug ansetzt – so also kommen Chartersegler zu ihrem guten Ruf!

Leipsoi / Kochlakoura

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker machen wir uns wieder auf den Weg, wir wollen zur nächsten größeren Insel übersetzen, Leipsoi; weit ist die nicht weg, aber natürlich gegen den Wind, was die gesegelte Strecke fast verdoppelt. Es läuft aber ganz gut, der Wind ist gleichmäßiger, und wir nehmen das erste Reff aus dem Groß, welches am Vortag noch sicherer schien.

Kochlakoura / Leipsoi

Vom ewigen Gegenwind abgesehen ist das Wetter unbeschreiblich gut: jeden Tag scheint von früh bis spät die Sonne vom wolkenlosen Himmel, und die Reflexionen lassen die dunkelblaue See funkeln – eine Freude, hier segeln zu können! Wir finden bei Kochlakoura eine passende Ankerbucht an der Südostküste von Leipsoi, deren Sandgrund die Farben zum Türkis verschiebt. Tamarisken säumen den langen Strand, die Umgebung ist von buntem Felsgestein dominiert, ein paar gepflegte, kleine Häuser stehen an den Hängen – und allein sind wir auch noch, obwohl mühelos ein Dutzend Yachten unterkämen!

Am nächsten Vormittag laufen wir in den zwei Kilometer entfernten Hafenort der Insel; die Landschaft auf dem Weg dorthin ist überraschend grün, es wird Landwirtschaft betrieben und viel Wein angebaut. Der Fischerhafen hat auch eine Pier für Yachten, der kleine Ort ist freundlich und bietet neben kleinen Läden eine sehr gut sortierte Bäckerei/Konditorei.

Makronisi

Zurück an Bord können wir uns zunächst nicht entscheiden, ob wir nicht noch eine zweite Nacht hier bleiben sollen oder doch weiterziehen; wir entscheiden uns für letzteres, weil wir hoffen noch etwas brauchbaren Wind am Nachmittag mitnehmen zu können – und einen weiteren, vielversprechenden Ankerplatz kennenlernen möchten. Die Hoffnung auf guten Wind wird enttäuscht, wir müssen längere Zeit motoren, aber der Ankerplatz vor der kleinen Insel Makronisi, welche vor der Südküste von Arkoi liegt, hält, was er verspricht: völlige Einsamkeit und hinreißendes Türkis soweit das Auge reicht, ein paradiesisches Plätzchen!

Sonnenuntergang vor Makronisi

Wir schwimmen ein paar Runden und wollen gerade aus dem Wasser steigen, als sich ein RIB der Coast Guard nähert und unsere Papiere kontrollieren will; schlechtes Timing, aber die beiden jungen Beamten sind sehr nett und warten geduldig, bis wir uns notdürftig abgetrocknet haben. Danach ist aber auch unsere Geduld gefordert: der Formularsatz verlangt nach einer unbeschreiblichen Menge Informationen. Wir geben geduldig Auskunft, alle möglichen Dokumente werden abfotografiert – wir haben den Eindruck, dass die Kontrolle für die beiden nochmal eine Stunde Papierkram zurück im Hafen nach sich zieht. Bürokratie kann man hier also auch gut … 

Arkoi

In den Hafen von Arkoi sind es am Freitagmorgen dann nur zwei Seemeilen; es gibt ein Stück Betonkai, an dem rund ein halbes Duzend Boote mit Buganker und Heckleinen festmachen können, keine Strom- oder Wasseranschlüsse, einen geschlossenen Minimarkt und drei äußerst einladende Tavernas. Die wenigen Einwohner sind gewohnt freundlich, die Häuser sehr hübsch anzusehen – ein griechisches Dort wie aus dem Bilderbuch!

Gerne bleiben wir hier auch noch den ganzen Samstag und kehren am Abend in eine der Tavernas ein; wie immer ein positives Erlebnis, auch hier wird alles aus frischen Zutaten auf Bestellung gekocht, und das zu sehr vernünftigen Preisen. Der Wirt spricht sehr gut Englisch, wir unterhalten uns nett und verbringen einen schönen Abend. Nur die Nacht wird leider unerfreulich: die Crews mehrerer Yachten fallen in die andere Taverna ein und motivieren den Wirt dazu, bis nach 3 Uhr die ganze Insel zu beschallen – das hat man davon, nicht in der Einsamkeit zu ankern!

Phournoi / Paralia Vlychada
Blick von Phournoi auf Patmos

Entsprechend müde starten wir am Sonntag, und das Wetter passt sich der Stimmung an: es ist bewölkt! Wir empfinden das als ganz angenehm, weil uns mal nicht die Sonne verbrennt; viel Wind gibt es allerdings auch nicht, so dass wir die letzten Meilen bis zu unserem Ziel am Südende der Insel Phournoi motoren müssen. Diese liegt unter der Lücke zwischen den großen Inseln Ikaria und Samos, welche das nördliche Ende der südlichen Sporaden bilden, aber eigentlich schon nicht mehr zum Dodekanes gehören; durch diese Lage ist Phournoi in besonderem Maße den starken Nordwinden ausgesetzt. So gesehen ist dieser eher flautige Tag eine gute Gelegenheit, die Insel zu besuchen, und wenn es auch nur für eine Übernachtung ist; zum Abend bietet sich aus unserer nach Süden offenen Ankerbucht noch ein bezaubernder Blick auf den Schattenriss von Patmos in Pastelltönen.

Ikaria / Agios Kirykos

Am 31. Mai verlassen wir Phournoi schon wieder, um die letzten 12 Seemeilen Richtung Nordwesten bis Ikaria zurückzulegen; auch heute ist noch wenig Wind angesagt, und das ist eine Chance Strecke gegen den Meltemi gutzumachen, die wir nicht ungenutzt lassen können. Wieder können wir einen Teil der Strecke segeln (wenn auch nur mit sehr viel Geduld) und müssen nur die letzten Meilen motoren, bis wir den neuen Hafen von Agios Kyrikos erreichen.

Ikaria, die Insel mit der eigenen Wolkenkette

Die Insel Ikaria bietet einen beeindruckenden Anblick: auf der ganzen Länge von rund 40 Kilometern ragt ein über 1000 Meter hoher Gebirgszug steil aus dem Meer. Dies führt zum einen zu der bereits erwähnten Windfokussierung in der Passage zu Samos, zum anderen zu üblen Fallböen auf der Leeseite der Insel. Der besagte neue Hafen bietet guten Schutz, ist er doch erst vor wenigen Jahren als kleine, aber moderne Marina angelegt worden; nur für die Inbetriebnahme hat es nie gereicht, so liegt man jetzt hier kostenlos längsseits vor abgeschalteten Stromsäulen.

Ikarus-Mosaik am Hafen

Die kleine Siedlung daneben ist der Hauptort der Insel: da Ikaria nicht über einen internationalen Flughafen verfügt, gehen die Touristenströme weitgehend an der Insel vorbei. Und das trotz des bekannten Namens: hier soll der Sage nach Ikarus auf der Flucht aus dem minotaurischen Labyrinth auf Kreta mit seinen aus Federn und Wachs konstruierten Flügen zu nahe an die Sonne gekommen und tödlich verunglückt sein, als das Wachs schmolz und so das Fluggerät auseinander fiel. Nach übereinstimmender Ansicht der Seglergemeinde wird ihn aber eher der heftige Meltemi gerupft haben …

Im Zentrum von Agios Kirykos

Wir mögen die ‘Inselhauptstadt’ – es gibt nur kleine Supermärkte mit (wie immer) herrlich frischem Obst und Gemüse, wie es solches in Deutschland für kein Geld der Welt zu kaufen gibt, nette Cafés und Restaurants, duftende Bäckereien und Konditoreien – und freundliche Menschen: am Hafen will ein Handwerker einen Auftrag ausführen und bringt dazu 5 verschiedene Verlängerungskabel und Kabeltrommeln mit, die er aneinandersteckt (eine sehr griechische Herangehensweise); zum Schluss fehlen ihm aber immer noch 10 Meter: wir leihen ihm unser Verlängerungskabel und dürfen uns dafür mit an seinem Strom bedienen, um die Batterien zu laden. So hilft man sich gegenseitig 🙂

Blick auf Therma

Am Dienstag den 1. Juni bekommen wir einen ersten Eindruck von den berüchtigten Fallböen: der Nordwind ist wieder da, und wir haben jede Minute 55 Sekunden Flaute und 5 Sekunden Böen der Stärke 6 – den ganzen Tag. Wir unternehmen eine Wanderung die Küste entlang zum Nachbarort Therma – wie der Name andeutet gibt es hier heiße Quellen, die seit der Antike genutzt werden. Der Ort liegt dekorativ eingebettet in die Berghänge, direkt am Hafen gibt es eine Grotte, in der heißes Wasser aus den Felsen quillt und sich mit dem Seewasser vermischt, und ein kleines Stück weiter die Küste entlang stehen auch noch ein paar antike Mauern. Die eigentliche Attraktion ist aber der Blick aufs Meer: die zerklüfteten Felsen im Vordergrund, das türkisfarbene Wasser in der Brandungszone, und das endlos tiefe und weite Blau dahinter … man kann sich daran kaum satt sehen!

Blick von Ikaria nach Süden: links Samos, in der Mitte Phournoi, rechts am Horizont Patmos
Ikaria / Agios Georgios

Am Mittwochmorgen kaufen wir noch ein Brot in der kleinsten Bäckerei des Ortes – und stellen fest, dass es eines der besten ist, die wir in Griechenland je bekommen haben! Nach einem derart gelungenen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Südwestende der Insel, knapp 20 Seemeilen sind es bis dorthin.

Den ganzen Tag begleiten uns Ikarias Gebirge

Wie immer ist Nordnordwest angesagt, aber im Windschatten des hohen Bergrückens bekommen wir so ziemlich alles, sowohl was Windrichtung als auch -stärke anbelangt. Kein ganz anspruchsloses Segeln, ist man doch bei Fallböen der Stärke 6 bis 7 ganz froh um ein Reff im Groß, muss dann aber auch mal eine halbe Stunde Flautengedümpel mit gerefftem Tuch aushalten.

Dafür entschädigt die vorbeiziehende Landschaft: praktisch ohne Unterbrechung hält der Gebirgszug seine Höhe von rund 1000 Metern, die Flanken fallen steil ins Meer ab – so sehr, dass sich nur an wenigen Stellen Ortschaften bilden konnten.

Wildromantisches Ankern in der Bucht vor Agios Georgios

Je weiter wir zum Ende der Insel kommen wird es immer noch dünner besiedelt; schließlich lassen wir nach 7 Stunden den Anker auf 10 m Tiefe über Sandgrund in der allerletzten Bucht vor der Südwestspitze fallen, in wildromantischer Umgebung, eingerahmt von steilen Felswänden, die mit hausgroßen Brocken übersät sind. Das Wasser ist völlig klar, trotz der Tiefe sieht man jedes Sandkorn am Grund – und die Farbe erst … 

Natürlich arbeitet sich etwas Schwell um das Kap, aber geschütztere Ankerplätze gibt es an dieser abweisenden Küste nicht, und gen Westen liegen 30 Seemeilen offenes Wasser bis zu den Kykladen vor uns – und die Schönheit dieses Ortes entschädigt für ein wenig Geschaukel 🙂