Chalkidiki (08.07. – 04.08. / 01.09.-03.09.)

Am Donnerstag den 8. Juli soll es endlich den Wind geben, der uns den letzten größeren Seeschlag bis zum Sommerziel Thessaloniki ohne endlose Motorfahrt ermöglichen soll – nach fast vier Wochen Dauerflaute und Hitzewelle sehnlichst herbeigewünscht und kaum noch für möglich gehalten. Als in der letzten Nacht in der Ankerbucht auf Kyra Panagia der Nordost noch nicht wie angekündigt aufkommen will, befürchten wir schon das Schlimmste, brechen aber dennoch kurz vor Sonnenaufgang auf – in der ersten Tageshälfte ist mehr Wind als am Nachmittag angesagt.

Sonnenaufgang über Gioura

Bei gerade mal 7 bis 8 Knoten segeln wir in den neuen Tag – wenigstens kommt der Wind östlicher und damit für uns günstiger als angesagt, und ein herrlicher Sonnenaufgang tröstet uns über die magere Windstärke hinweg.

Dann geschieht das Unerwartete: statt zum Mittag hin abzuflauen, wird der Wind stärker: bei einem gemäßigten Amwindkurs laufen wir unter Vollzeug zeitweise über 5 Knoten – so können wir ohne Motorunterstützung ans Ziel kommen!

Sithonia / Porto Koupho
Da soll es eine Lücke geben?

Am frühen Nachmittag liegen nach 40 Seemeilen die steilen Felsenklippen von Sithonia vor uns, dem mittleren Finger der Chalkidiki-Halbinsel. Die Einfahrt in den Naturhafen von Porto Koupho ist spektakulär: man fährt auf hohe, zerklüftete Felswände zu, und erst kurz vor der Einfahrt kann man diese als solche erkennen; dahinter tut sich eine ausgedehnte Bucht auf, mit langen Stränden und dem kleinen Ort gleichen Namens.

Der ausgedehnte Naturhafen Porto Koupho.

Die wenigen Plätze am Kai sind belegt, wie ankern also davor – wie etliche andere Yachten auch, der Hafen ist sehr beliebt. Nicht ohne Grund: während draußen der ganztägige Nordost einen knappen Meter See aufgebaut hat, ist das Innere der Bucht völlig frei von Schwell. Nur das Wasser ist nicht so klar, wie wir es von den Inseln gewohnt sind, bei etwa 5 Metern Tiefe gerät der Grund außer Sicht – wir ankern also blind auf knapp 15 Metern. Der Schutz durch die umliegenden Berge ist gut, nur einzelne Böen arbeiten sich hin und wieder in die Bucht; wir verbringen eine ruhige Nacht und landen am nächsten Morgen noch am Stadthafen an, um im einzigen Supermarkt Einkäufe zu erledigen – der Ort ist erstaunlich klein für seine Lage an so einem hervorragenden Naturhafen.

Sithonia / Paralia Azapiko

Eigentlich zieht es uns an die Ostküste Sithonias, aber da der Meltemi, der uns am Vortag so freundlich zur Chalkidiki getragen hat, noch einige Tage wehen soll, beschließen wir erst mal ein Stück die Westküste heraufzufahren, um besseren Schutz vor dem aus Nordost heranrollenden Schwell zu haben. Wie immer wenn es irgendwie möglich ist verlassen wir unseren Ankerplatz unter Segeln – was sich aber im Talkessel von Porto Koupho als Herausforderung erweist, da der Wind sich sowohl in Richtung als auch in Stärke – zwischen 3 und 30 Knoten ist alles drin – als sehr abwechslungsreich erweist. Nachdem wir mehrmals unter Vollzeug die Relingdrähte durchs Wasser gezogen haben, um kurz darauf wieder in der Flaute einzuparken, erreichen wir endlich die offene See, und der Wind wird gleichmäßiger.

Große, alte Bäume am Strand von Azapiko

Ohne eigentliches Ziel werfen wir schon nach 7 Seemeilen den Anker vor einem hübschen Strand; eine kleine Strandbar lässt Reggae statt wummernder Bässe erklingen – hier kann man bleiben. Richtig toll aber finden wir die riesigen Bäume am Ufer: gerade noch haben wir uns darüber gefreut, überhaupt mal wieder einen Baum zu sehen, und nun gibt es hier gewaltige Nadelhözer, deren Stämme sicher einen Meter messen – das haben wir vermisst!

Abendhimmel über Akrotirio Papadhia

Etwas weniger begeistert uns, dass das Wasser auch hier nicht wirklich klar ist, es gibt wohl einfach viel mehr Schwebstoffe organischer Herkunft als auf den – klein und felsig, einsam in der Ägäis gelegenen – Inseln. Dafür ist das Wasser noch wärmer – was aber bei der anhaltenden Affenhitze kein Vorteil ist, bei über 30 Grad ist der Kopfsprung kaum noch erfrischend. Erst nach Sonnenuntergang wird es erträglich – langsam verstehen wir, warum in Griechenland niemand vor 21 Uhr ans Abendessen denkt.

Sithonia / Agia Kyriaki
Felsenküste bei Agia Kyriaki

Auch am Samstag segeln wir nur einen kleinen Schlag – an dieser Küste findet sich ein schöner Ankerplatz neben dem anderen. Im 6 Seemeilen nordwestlich gelegenen Agia Kyriaki gibt es einen Campingplatz (und nicht viel sonst), zu dem ein Supermarkt gehört; wir ankern vorm Strand und fahren mit dem Dinghi zum Einkaufen, frisches Obst und Gemüse sind immer willkommen. Nur ein kleines Stück nördlich der Siedlung, hinter einer felsigen Halbinsel, finden wir eine kleine Bucht mit dekorativer Umgebung und gutem Schutz vor dem uns immer noch  inzwischen aus Süd nachlaufenden Schwell; wir legen eine Landleine an die Felsen, um den Bug aus der Bucht herauszeigen zu lassen, und alles ist gut.

Sithonia / Akrotiri Sithonias

Am Sonntag segeln wir dann die Strecke der vergangenen zwei Tage wieder zurück – es ist der letzte Tag, für den etwas Nordost angesagt ist, am Montag wollen wir uns dann auf die Ostseite von Sithonia trauen. Bis zur Höhe von Porto Koupho kommen wit auch ganz gut voran, nur für das letzte Stück bis zum Ende der Halbinsel muss der Motor ran.

Hinter dem Kap verbergen sich mehrere Strände, vor denen man ankern kann und Schutz vor dem Schwell aus Ost findet; wir entscheiden und für einen ohne Straßenanbindung, der deswegen auf der Google-Karte ‘Secret Beach’ heißt – das klingt doch gut! Als ganz so geheim erweist er sich dann doch nicht, ein paar wenige Menschen sehen wir; insgesamt aber ein sehr ruhiges Fleckchen, an dem die Abendsonne die terrakottafarbenen Felsen dekorativ zum Glühen bringt.

Der ‘Geheime Strand’ liegt verborgen ganz am Ende der Halbinsel Sithonia
Sithonia / Sarti
Kaum Wind, aber viel Schwell am Akrotiri Sithonias

Montagmorgen geht es dann ums Kap auf die Ostseite von Sithonia; die Wetterdienste geben nur 0,1 m Schwell aus Ost an, das sollte sich ja machen lassen. Leider sieht die Realität mal wieder anders aus: als wir – wie erwartet bei Flaute und unter Motor – die Nase um die Ecke strecken, laufen uns Wellen von einem Meter Höhe entgegen. Überflüssig zu erwähnen, welch berauschende Fahrt über Grund wir damit machen …

Nach einer Stunde Rodeo können wir endlich den Kurs etwas nördlicher setzen und werden wenigstens schneller; der Motor läuft aber 4 Stunden, bis wir vor dem ausgedehnten Strand von Sarti den Anker werfen – und den Heckanker gleich hinterher, um den Bug im hier immer noch einen halben Meter hohen Schwell zu halten. Die Anlandung im Dinghi am Strand gerät in der beträchtlichen Brandung zu einem kleinen Abenteuer, aber wir wollen im größten Supermarkt weit und breit einkaufen, und einen Freddo Espresso in einer der zahlreichen Strandbars haben wir uns auch verdient.

Strandbar in Sarti: Blick auf Athos inklusive

Besonderes Highlight an dieser Küste ist der Blick quer über den Singitischen Golf auf den Berg Athos, dessen Spitze das Meer um mehr als 2000 Meter überragt. Die zahlreichen Klöster der Mönchsrepublik sind auf diese Entfernung natürlich nicht zu erkennen, aber die Silhouette des Berges ist ein toller Anblick!

Gar nicht überlaufen ist Sartis toller Strand

Sarti ist der größte Badeort der Gegend mit seinem kilometerlangen Sandstrand; entsprechend touristisch geprägt ist das Dorf, welches wir aber dennoch ganz sympathisch finden – natürlich gibt es unzählige Restaurants, Bars, Kramläden und Hotels, aber anders als es in Spanien an einem vergleichbaren Strand der Fall wäre, haben diese selten mehr als ein Dutzend Zimmer – zwölfstöckige Bettenbunker wie auf Mallorca sucht man hier vergeblich.

Die ‘Orion’ vorm Strand von Sarti

Gegen Abend beruhigt sich auch wie erhofft der Schwell etwas, so dass wir nach einem Abendessen mit Blick auf das Treiben der Badenden eine halbwegs brauchbare Nacht vorm Strand von Sarti verbringen – so weit es die unverändert grausamen Temperaturen an Bord eben zulassen …

Sithonia / Dhiaporos – Koukos

Dienstagmorgen warten wir nach der Erfahrung vom Vortag erst mal etwas, bis der Wind östlicher kommt; gegen 11 Uhr können wir unsere beiden Anker aufholen und uns langsam von einer sanften Brise nur unter Klüver auf die See hinaustragen lassen. Tatsächlich dreht der Wind weiter, so dass wir bald sogar den Gennaker setzen können und erstaunlich gute Fahrt machen – eine unerwartete Freude, bei der Wettervorhersage haben wir befürchtet, auch die zweite Hälfte der Strecke bis zur Insel Dhiaporos motoren zu müssen.

Sonnenuntergang über Dhiaporos

Gegen 16 Uhr erreichen wir die enge Passage im Süden der Insel; dahinter öffnet sich ein lagunenartiger Sund mit eher geringen Wassertiefen, sandigem Grund und perfektem Schutz vor Schwell. Die Zahl der möglichen Ankerplätze ist schier endlos; wir entscheiden uns für den Strand vor Koukos an der Südseite von Dhiaporos. Die Insel ist eher flach, mit ihren Bäumen, Wiesen und rundgeschliffenen Felsen mutet sie fast etwas schwedisch an; ein paat Villen stehen darauf, sonst nichts. Wir bekommen einen schönen Sonnenuntergang geboten und genießen eine sehr, sehr ruhige Nacht.

Vourvourou, Welthauptstadt der Bootsverleiher

Den nächsten Tag beschließen wir, hier zu bleiben, und mit dem Dinghi einen Ausflug eine gute Seemeile nach Süden zum Dorf Vourvourou zu unternehmen. Hier dreht sich alles um den Wassersport: auf zwei Kilometern Länge reiht sich ein Motorboot-, Jetski- oder Kajakverleih an den anderen; so etwas wie einen Dorfkern finden wir nicht, wohl aber natürlich Restaurants, Cafés und Supermärkte zur Versorgung der zahlreichen Gäste – die, betrachtet man die Autokennzeichen, quasi ausschließlich aus den Balkanstaaten anreisen. Fremdsprachenkenntnisse scheinen dort nicht hoch im Kurs zu stehen: die junge Kellnerin im Café erstrahlt förmlich, als wir ihr ein ‘Ευχαριστώ πολύ’ schenken 🙂

Sithonia / Elia Agiou Nikolaou
Abendstimmung über der Insel Elia

Donnerstag ziehen wir ein kleines Stück weiter: ganze zwei Seemeilen geht es nach Norden durch den Sund bis zum Inselchen Elia; dahinter gibt es einen Ankerplatz von 5 bis 6 m Tiefe auf Sandgrund – und entsprechend herrlichen Farben! Das Wasser ist hier auch endlich wieder etwas klarer als an unseren bisherigen Ankerplätzen auf Sithonia, also beste Schnorchelbedingungen, wozu auch die dekorativ geformten Felsen am Ufer beitragen, in deren Spalten sich vielerlei bunte Fische tummeln. Ab und an leistet uns ein kleines Motorboot für einen Badestopp Gesellschaft, ansonsten bleiben wir allein – erstaunlich, wir finden diesen Ankerplatz noch viel besser als den letzten!

Sithonia / Paralia Lagonisi

Unsere Tagesdistanzen werden immer kürzer: es geht eine Seemeile um eine Landzunge in die Nachbarbucht; als wir in diese hineinschauen können, laden uns gleich mehrere Uferstreifen zum Ankern ein. Wir entscheiden uns ausnahmsweise mal gegen den mit dem naturbelassensten Hintergrund, denn gegenüber liegt Lagonisi, einer der schönsten Strände Sithonias.

Wasserspaß am familienfreundlichen Traumstrand: Lagonisi

Entsprechend ist hier eine Menge los, aber zur Abwechslung finden wir es auch mal ganz interessant, vor einem Badeparadies zu ankern: der Trubel am Strand, die Tretboote, die planschenden Kinder – solange die Strandbar keine unerträgliche Musik spielt (und hier hört man rein gar nichts), ist das ganz schön, sozusagen ein Strandurlaub auf Zeit.

Ankern im Farbenrausch

Und die Sandfläche, auf der wir ankern, ist sehr ausgedehnt, so dass wir mitten in einem türkisblauen Traum liegen – und schnorcheln kann man hier natürlich auch hervorragend, über den weißen Sand zu gleiten fühlt sich so schwerelos an, und über dem sich am Rand des Strandes anschließenden Felsenriff gibt es auch eine Menge zu sehen. Große Schwärme winziger Fische bewegen sich über den sonnendurchfluteten Seegraswiesen wie eine Einheit – ebenso rätselhaft wie faszinierend, wie die sich koordinieren!

Sithonia / Ormos Panagias

Am Samstag fahren wir wieder eine Bucht weiter – in Luftlinie nur wenige 100 Meter … Ziel ist die Marina Panagia, die gegenüber dem Dorf Ormos Panagias liegt. Diese ist gar nicht so klein, aber kaum auf Gäste ausgerichtet, und so sind wir froh, hier einen Platz zu bekommen, denn sowohl unsere Wasservorräte als auch unser Batteriestand brauchen etwas Nachschub; 20 Euro Liegegeld inklusive Strom und Wasser sind für griechische Verhältnisse gar nicht so wenig, aber als erste kostenpflichtige Übernachtung seit Linaria auf Skyros wohl finanzierbar 🙂

Marina Panagia

Wir fahren mit dem Dinghi zum Einkaufen über die Bucht ins Dorf, welches hauptsächlich auf Tagesfahrten zur Athos-Halbinsel ausgerichtet ist; einen Supermarkt und ein Café mit gutem Freddo und hervorrragender Portokalopita (sirupgetränkter Orangenkuchen) gibt es aber auch. Dann wandern wir noch zu einem Hofverkauf eines lokalen Olivenbauern – wir erwerben zwei Kanister Öl und einige Pfund sensationell guter Oliven zu einem Preis, der einem nach deutschen Maßstäben das Gefühl gibt, die armen Leute bestohlen zu haben …

Sithonia / Dhiaporos – Kriphtos

In der Nacht zum Sonntag kommt ausnahmsweise mal Wind auf, in der Marina liegen wir aber gut geschützt. Wir warten noch bis zum Mittag, und als es sich dann etwas beruhigt hat, legen wir ab und fahren rund drei Seemeilen zurück zur Insel Dhiaporos; diese hat an ihrer Nordseite einen fjordartigen Einschnitt von mehr als einer halben Seemeile Tiefe, welcher perfekten Schutz vor dem vom Wind aufgeworfenen Schwell verspricht.

Sturmsicher: die EInfahrt nach Kriphtos

Dem ist dann auch so, nach etwa einem Meter Wellenhöhe vor der Einfahrt liegen wir tief in der Bucht völlig still – jedenfalls was die See betrifft: es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen der kleinen Charter-Motorboote, deren Gashebel nur zwei Stellungen kennt, von denen eine mit ‘Baden’ beschriftet ist 😉 Ab 19 Uhr kehrt aber Ruhe ein, und in der Nacht teilen wir uns die geräumige Bucht mit nur einer anderen Segelyacht. Dadurch, dass erstmals seit geraumer Zeit ein paar Wolken den Himmel bedecken, ist es auch etwas weniger heiß im Boot, was die Nacht umso ergiebiger macht …

Sithonia / Dhiaporos – Agios Isidhoros

Ausnahmsweise mal halbwegs ausgeruht verlegen wir uns am Montagmorgen auf die Außenseite von Dhiaporos hinter die kleine Insel Agios Isidhoros.

Die ‘Blaue Lagune’ wird ihrem Namen gerecht

Der Sund zwischen den Inseln wird von der Tourismusbranche als ‘Blue Lagoon’ vermarktet; ganz übertrieben ist das nicht, das Farbspiel des Wassers über ausgedehnten Sandflächen ist wirklich hinreißend – wie so oft hier, die Farben sind für uns mit die tiefsten Eindrücke, die wir in der Ägäis aufnehmen.

Landschaft auf Dhiaporos

Die Landschaft auf den Inseln ist aber auch durchaus reizvoll: zwar recht trocken, aber auch Mitte Juli noch nicht völlig verdorrt, und die Hügelrücken sind mit großen, schattenspendenden Bäumen bewachsen. Wäre es nicht so heiß, könnte man hier auch ein herrliches Picknick veranstalten 🙂

Kunstwerke der Natur

Von den zahlreichen Besuchern – über den Tag besuchen uns sicher um die 100 Motorboote, jedes davon mit der charakteristischen Vollgas-Welle sowohl bei der Ankunft wie auch bei der Abfahrt – betritt aber niemand das Ufer; es ist auch wirklich zu heiß, die hier eingefügten Fotos sind teuer erkauft. Ein Rätsel ist uns, dass bei dem Aufkommen von Badenden und gut motorisierten Booten mit schlecht bis nicht ausgebildeten Bootsführern (40 PS – ‘no license required!’) das Wasser nicht eher rot als blau ist …

Athos / Amouliani – Paralia Kalopigado

Der Dienstagmorgen empfängt uns mit einem ungewöhnlichen Anblick: dicke Wolken hängen am Himmel, und es regnet einige Tropfen! Aber schon gegen 10 Uhr beginnt es aufzureißen, und bald danach stellen sich die kleinen Motorboote wieder ein: wir zählen knapp 50 in unserer Bucht!

Eigentlich wollten wir noch einen Tag bleiben, aber das ist uns doch zu voll, und außerdem ist für den Nachmittag etwas Südostwind angesagt – eine gute Gelegenheit, den Singitischen Golf zu queren und die vor der schmalsten Stelle der Athos-Halbinsel gelegene Insel Amouliani zu besuchen; hier, bei der Ortschaft Trypiti, ließ der persische Großkönig Xerxes der I. um 480 v. Chr. einen Kanal ausheben, um seine Flotte ohne den gefährlichen Umweg um den Berg Athos in den Krieg gegen die Griechen schicken zu können. Geholfen hat es ihm nichts – nach der Niederlage in der Seeschlacht bei Salamis musste er sich nach Kleinasien zurückziehen, womit die Grundlage für den Aufstiegs Athens – und letztendlich einer europäischen Kultur, wie wir sie heute kennen – gelegt war.

Die ‘Orion’ macht Strandurlaub

Am Strand von Kalopigado auf Amouliani spürt man aber wenig vom Hauch der großen Weltgeschichte: fröhliche Menschen genießen das kühle Nass (nun ja … über 30 Grad sind nicht mehr wirklich kühl), eine kleine Beach Bar serviert die Getränke an die Liegestühle. Die Charterbootquote ist dramatisch abgefallen, und überhaupt geht es hier etwas ruhiger zu als gegenüber um Dhiaporos herum – vielleicht dämpft der schwere Schatten der nahen Mönchsrepublik den Badetourismus etwas 😉

Ruhig und beschaulich: Amouliani Downtown

Am Mittwochmorgen landen wir mit dem Dinghi am Strand an und wandern ins knapp anderthalb Kilometer entfernt liegende Inseldorf, bevor die Sonne zu hoch am Himmel steht und jede Bewegung unmöglich macht; auch hier geht es ruhig zu, aber mehrere gutsortierte Supermärkte und eine Bäckerei versorgen uns mit Frischwaren für die kommenden Tage – prima!

Sithonia / Paralia Klimataria

Am Donnerstag brechen wir früh auf: für den Vormittag ist etwas Nordwind angesagt, der dann immer östlicher drehen soll, und bevor das geschieht, wollen wir ein möglichst langes Stück an der Küste von Athos entlangsegeln – in gebührender Entfernung, versteht sich, denn ein gewisser Mindestabstand ist einzuhalten. Anlanden ist streng verboten, die Mönchsrepublik darf nur nach langfristiger Voranmeldung betreten werden, der Zutritt ist auf 10 ausländische Besucher pro Tag kontingentiert, und Frauen dürfen grundsätzlich schon mal gar nicht herein. Hier ist die Zeit vor 1000 Jahren stehengeblieben …

Der Berg Athos

Von den beeindruckenden Klöstern sieht man so leider nicht besonders viel, aber der ‘Heilige Berg’ Athos selbst löst sich langsam aus seinem eigenen Schatten und bietet einen tollen Anblick, wie er so – mit spitzem Gipfel, wie ein anständiger Berg zu sein hat, und einer kleinen Wolkenkrone – über 2000 Meter steil aus dem Wasser aufragt.

Zauberhafter Abendhimmel  über Sithonia

Die angekündigte Winddrehung wird leider – wie so häufig – von einer stundenlangen, nicht angekündigten Flaute begleitet, so dass unser Tag auch nach hinten lang wird – wir müssen ja noch nach Sithonia hinüber, mangels Ansteuerbarkeit von Athos. Irgendwann haben wir uns aber auch – bei beträchtlichem, unangenehmen Schwell, der von Osten um das Ende von Athos zu kommen scheint – bis zum Strand von Klimataria in der Nähe von Sykia vorangedümpelt. Zwischen Bug- und Heckanker liegen wir ausgerichtet zum Schwell vorm Badestrand mit den üblichen Strandbars und Restaurants, genießen einen zauberhaften Abendhimmel und haben eine gute Position für die Nacht gefunden – denken wir …

Sithonia – Porto Koupho

Mitten in der Nacht dreht der Wind plötzlich wieder auf, nur aus einer neuen Richtung: er weht diagonal über den Singitischen Golf und baut binnen kürzester Zeit eine Windsee auf, die nicht zu unserer Ausrichtung passen will. Die ‘Orion’ beginnt an der Kette zu stampfen; als sich auch noch durch das fortwährende Rucken an der Kette langsam aber sicher der Anker in Bewegung zu setzen beginnt, meldet sich der Ankeralarm, und um 5 Uhr ist die Nacht endgültig vorüber. Wir schauen uns beim Morgenkaffee noch in aller Ruhe an, wie die Felsen hinter uns beharrlich näher rücken, und als es hell genug ist, beschließen wir, gleich loszufahren statt nochmal umzuankern.

Abendliche Ruhe über Porto Koupho – stilles Wasser wie auf dem Ententeich

Bedingt durch diesen unfreiwillig frühen Aufbruch runden wir schon gegen 11 Uhr das Akrotiri Sithonias und beschließen aufgrund unserer Erschöpfung, die Fahrt nicht mehr weiter als bis Porto Koupho fortzusetzen, unserem ersten Ankerplatz auf Chalkidiki vor gut zwei Wochen. Da an der Pier gerade ein Platz frei ist, gehen wir kurz längsseits, füllen unseren Wassertank und tragen größere Mengen Getränke die wenigen Schritte vom kleinen Supermarkt zum Boot – das ist doch einfacher als mit dem Dinghi! Danach suchen wir uns noch einen Platz im Ankerfeld – wir wissen nicht so genau, ob wohl noch jemand den Platz an der Pier beansprucht, und besonders geeignet ist diese für uns auch nicht mit ihren herausstehenden Moniereisen und den alten Autoreifen …

Sithonia – Stiladhari

Nach einer wie erhofft sehr ruhigen Nacht vor Anker in Porto Koupho können wir am Samstagvormittag unter Segeln aus der Bucht fahren; wie beim letzten Mal erleben wir sehr abwechslungsreiche Windverhältnisse in der Ausfahrt, sind diesmal aber besser vorbereitet: wir fahren nur unter Klüver, und müssen hinterher dankenswerterweise nicht eine halbe Stunde aufräumen unter Deck …

Blick vom Ankerplatz vor Stiladhari zurück auf Porto Koupho

Sechs Seemeilen können wir hoch am Nordost segeln, bis wir uns einen Ankerplatz vorm Strand des Ortes Stiladhari – eigentlich eher eine Siedlung von ein paar Ferienhäusern – suchen. Den Platz hatten wir erspäht, als wir vor zwei Wochen ganz in der Nähe vor Azapiko geankert haben; die Umgebung ist die gleiche, aber anders als dort gibt es keine Strandbar – Ruhe pur. Am Nachmittag wird diese etwas vom thermischen Südwind gestört, der recht kräftig einsetzt und laut die Wellen unter unser vom Heckanker fixiertes Heck schlagen lässt, aber gegen Abend legt sich dieser erwartungsgemäß wieder, und in der Nacht hört man nur das leise Rauschen der Wellen auf dem Strand. Außerdem kühlt es sich im Boot auf paradiesische 27 Grad ab – das hatten wir schon sehr lange nicht mehr!

Sithonia – Diaporti
Über kaum auszumachende Landbrücke von Diaporti sieht man herüber in die Bucht von Azapiko – die Boote liegen schon dahinter!

Die Entfernung vom Vortag können wir am Sonntag nochmal halbieren – und das ist noch erstaunlich viel, denn unseren neuen Ankerplatz kann man vom alten aus schon sehen! Um dorthin zu gelangen, müssen wir aber die Halbinsel Punta umrunden; diese ist nur durch eine umspülte Kiesbrücke mit dem Land verbunden, über welche man leicht hinwegblicken kann, und auf deren Rückseite befindet sich unser Tagesziel.

Am Nachmittag schwimmen wir herüber zu diesem besonderen Strand; die Verbindung ist so schmal, dass man mit je einem Bein in den zwei verschiedenen Buchten stehen kann 🙂 Die Sonne scheint heute wieder heißer, aber wenigstens bietet das Wasser noch etwas Erfrischung …

Sithonia / Agia Kyriaki

Montagmorgen scheint es erst mal vorbei zu sein mit dem wenigen Wind, den es zuletzt noch gab; wir müssen unseren Ankerplatz unter Maschine verlassen und stolze drei Seemeilen bis zum nächsten Ziel motoren – und das auch nur, weil einige Untiefen im Weg liegen, der direkte Weg wäre noch viel kürzer.

Unsere Ankerbucht: gut geschützt und Natur pur

In der Nähe von Agia Kyriaki haben wir vor gut zwei Wochen schon einmal geankert; damals hatten wir uns eine Bucht direkt südlich des Ortes angeschaut, diese war aber schon mit so vielen Tagesausflüglern besetzt, das wir uns nicht noch dazwischenquetschen wollten. Diesmal sieht es anders aus: um 10 Uhr ist noch niemand da, wir können uns einen schönen Sandflecken für den Buganker suchen und eine Heckleine zu den Felsen zwischen zwei kleinen Stränden ausbringen. Die kleine Bucht ist gut geschützt vor Schwell und Wind, und rundherum sieht man ausschließlich Strand, Felsen, Bäume und Buschwerk – kein Haus, keine Straße. Diese verläuft aber nur 30 Meter hinterm Strand, gut verborgen durch die dichte Vegetation, so dass wir den kleinen Supermarkt auf dem Campingplatz fußläufig erreichen können – prima!

Gleich in der Nachbarbucht liegt Agia Kyriaki

Außer uns haben nur zwei Camper am Strand ihr Zelt aufgeschlagen (ja, so etwas ist in Griechenland möglich!); später besucht uns noch eine riesige Motoryacht und beglückt uns einige Stunden lang mit dem Lärm ihres Generators, verzieht sich aber glücklicherweise am Nachmittag wieder – das hätten wir nicht die ganze Nacht 20 Meter neben der Koje haben müssen.

Blick vom Strand über unsere Ankerbucht

Wir finden es ganz bezaubernd hier, um die Felsen herum lässt es sich schön schnorcheln, und die Temperaturen sind auch halbwegs erträglich; diesbezüglich erreichen uns aber schlechte Nachrichten: nach der frühesten Hitzewelle aller Zeiten und der ausgedehntesten Hitzewelle seit langem erreicht uns nun die dritte Hitzewelle dieses Sommers (die Unterbrechungen fanden wir eher schwer auszumachen). Diese wird als schlimmste Hitzewelle seit 34 Jahren angekündigt: bis 44 Grad sind fürs kommende Wochenende angesagt! Das kann heiter werden …

Kelyfos
Die ‘Schildkröte’ Kelyfos

Aufgrund der grausigen Wetteraussichten beschließen wir, uns so lange es geht noch zu schonen, und bleiben ganze drei Nächte in der Ankerbucht, die wir als eine der schönsten auf Chalkidiki empfinden. Am Donnerstag geht es dann aber doch weiter, schließlich sind es noch rund 70 Seemeilen bis Thessaloniki, wo wir am Sonntag eintreffen möchten; wir verlassen Sithonia und fahren zur 5 Seemeilen vorgelagert liegenden Insel Kelyfos, die wegen ihrer Form auch als die ‘Schildkröte’ bezeichnet wird – eine durchaus zutreffende Assoziation, wie wir finden.

Die bizarr geformten Felsen sind auch unter Wasser sehenswert

Wir finden einen Ankerplatz auf der Nordwestseite vor einer bizarr geformten Felsenküste, leider nur auf recht großer Wassertiefe von knapp 20 Metern – für schlechteres Wetter wäre das nichts, aber davon kann ja keine Rede sein. Das Schnorcheln um die zerklüfteten Felsen ist besonders schön – einerseits, weil das Wasser hier draußen noch etwas klarer als an der Küste von Sithonia ist, andererseits auch, weil es ein bis zwei Grad kälter ist 🙂 So weit ist es also schon gekommen, dass wir uns nach kälterem Wasser sehnen …

Kassandra / Nea Potidaia

Am Freitag warten wir erst mal bis nach 11 Uhr, bevor wir die ‘Schildkröte’ verlassen; um diese Zeit kommt meist etwas thermischer Südwind auf, und den wollen wir nutzen für unsere Fahrt bis zum Ende des Toronäischen Golfs. Hier, bei der Ortschaft Nea Potidaia aus der Halbinsel Kassandra, gibt es einen Kanal hinüber in den Thermaischen Golf, und den wollen wir passieren.

Unter Gennaker nach Kassandra

Erst mal liegen aber 20 Seemeilen vor uns; glücklicherweise ist der mit 6 bis 8 Knoten wehende Südwind zwar recht schwach, aber sehr beständig, und die See ist ziemlich glatt, so dass wir den Gennaker setzen können und mit um die 3 Knoten sanft dahingleiten – ein sehr schönes Segeln ist das! Dabei zieht die Küste von Kassandra vorbei; der westlichste ‘Finger’ von Chalkidiki ist deutlich flacher als Sithonia (von Athos ganz zu schweigen) und verfügt über ausgedehnte Strände, aber einen eher wenig strukturierten Küstenverlauf.

Nea Potidaia / Kassandra: nichts als kilometerweise Strand

Etwas verleidet wird einem der Tag nur durch die Temperaturen: die vergangene Nacht war schon unerträglich und schlaflos, und den ganzen Tag suchen wir auch nur verzweifelt nach Schatten (wozu ein Gennaker bei Südwind keinen wertvollen Beitrag leistet, der wirft seinen Schatten voraus ins Wasser). Aber immerhin müssen wir nicht nur motoren (was wir schon befürchtet hatten), und erreichen gegen 18 Uhr den Strand von Nea Potidaia, wo wir ankern, um die Passage des Kanals am kommenden Morgen bei Windstille angehen zu können.

Akra Epanomis

Am letzen Tag des Monats Juli geht es früh los – geschlafen haben wir wegen der Hitze ohnehin praktisch gar nicht, und da können wir auch gleich die Zeit direkt nach Sonnenaufgang nutzen, wo es noch nicht so heiß ist.

Der Kanal von Nea Potidaia

Wind weht auch keiner, und das passt uns ganz gut für die als erstes anstehende Querung des Kanals von Nea Potidaia. In Norwegen wäre die Passage einer 17-Meter-Brücke völlig alltäglich, hier aber ist es die einzige Brücke weit und breit – und die Angaben in den nautischen Veröffentlichungen zu Durchfahrthöhe und Kanaltiefe sind spärlich (um es vorsichtig auszudrücken).

Sieht schlimm aus, aber passt!

Es ist also die schlechte Informationslage, die uns etwas nervös sein lässt: ist die Brücke richtig vermessen? Ist der Kanal nicht versandet und ewig nicht mehr gebaggert? Also tasten wir uns gaaanz langsam an das Bauwerk heran – und siehe da, die Antenne im Masttopp flutscht ohne Berührung unter der Brücke hindurch, und auch nach unten haben wir nie weniger als einen guten Meter Wasser unter dem Kiel – sehr schön!

Nach der Passage macht sich nun die Abwesenheit von Wind eher störend bemerkbar: wir müssen erst mal stundenlang motoren, bis wir gegen Mittag für einige Stunden segeln können, allerdings so langsam, dass wir in dieser Zeit kaum ein Viertel der Gesamtstrecke von 28 Seemeilen zurücklegen. Wir erreichen gegen 18 Uhr das Kap von Epanomi – eine lange Landzunge aus reinem Sand, die sich immer schmaler werdend in die See streckt und noch über eine weitere Seemeile in Untiefen ausläuft; dahinter ankern wir für die Nacht.

Wildcamperparadies: Akra Epanomis

Für die Schifffahrt ein Hindernis, für die Camper ein Traum: über Kilometer ist der Strand übersät mit Autos, Caravans und Zelten – anders als in Deutschland darf man hier offenbar einfach irgendwo in der Natur sein Zelt aufschlagen (oder falls man es nicht darf, stört sich niemand daran). Bei den herrschenden Temperaturen sicher eine rettende Zuflucht für viele Menschen aus der nahen Großstadt …

Thessaloniki
Nimmt den ganzen Horizont ein: Thessaloniki

Am Sonntag den 1. August machen wir uns auf zum letzten Seeschlag vor der Sommerpause; 16 Seemeilen sind es bis zur Marina Aretsou bei Thessaloniki, wo wir einen Liegeplatz für  den August reserviert haben – wir fahren komplett unter Maschine, es gibt einfach keinen Wind. Auf den letzten Meilen schält sich langsam die mit 325.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Griechenlands (man beachte den Abstand zu Athen mit seinen 5 Millionen- halb Griechenland wohnt in der Hauptstadt!) aus dem Dunst – so eine große Stadt haben wir lange nicht mehr gesehen!

Die Aufnahme in der Marina ist sehr freundlich, wir sind nur erstaunt, wie wenig los ist – von den 260 Liegeplätzen sind vielleicht 60 belegt. Wir erfahren aber, das die meisten Plätze vermietet sind – die Boote sind wohl wegen der Corona-Situation gar nicht erst ins Wasser gekommen dieses Jahr …

Montag stehen erst mal Bootsarbeiten an: Motor- und Batterieservice, großes Aufräumen, Vorratseinkäufe (es gibt einen Lidl in anderthalb Kilometern Entfernung!) und nach 10 Monaten brauchen wir auch mal wieder Treibstoff: ein Kleinlaster von der Tankstelle bringt uns ohne Aufpreis 300 Liter Diesel, und wir sind wieder mal erfreut, wie gut das klappt – überteuerte Bootstankstellen hat und braucht hier niemand. Außerdem ergreifen wir überlebensnotwendige Maßnahmen: wir buchen uns für drei Nächte in ein Hotel direkt an der Marina ein, stellen die Klimaanlage auf Maximalleistung und bekommen erstmals seit zwei Monaten wieder Luft in der Nacht …

So gestärkt, trauen wir uns am Dienstag in die Stadt – für 90 Cent mit dem Bus, der alle paar Minuten fährt, bequem zu erreichen. Thessaloniki wurde 315 v. Chr. vom makedonischen König Kassandros gegründet; benannt nach seiner Frau, einer Halbschwester Alexanders des Großen – und der begegnet einem natürlich überall in der Stadt. Menschen lebten hier allerdings schon viel länger: in der Nähe wurde der Schädel eines frühen Hominiden gefunden, der mindestens 200.000 Jahre alt sein soll.

‘Aléxandros o Mégas’

Der große Alexander zog aus, um die Bedrohung des Kleinstaates Makedonien durch das übermächtige Perserreich zu beenden – und tat dies so gründlich, dass er mit seiner Armee den indischen Subkontinent erreichte, bevor er umkehrte. Dafür, dass er im Alter von 33 Jahren verstarb, hat er einen beachtlichen Einfluss auf die Weltgeschichte gehabt: mit ihm begann die dreihundertjährige Zeit des Hellenismus, die erst mit der römischen Eroberung endete und letztlich die Grundlage unserer heutigen europäischen Kultur darstellt.

Der ‘Weiße Turm’, das Wahrzeichen der Stadt

Die heutige Stadt zeigt noch einige archäologische Spuren aus dieser Zeit, ferner natürlich die Großbauten der römischen Periode, und aus der sich daran anschließenden byzantinischen Zeit hauptsächlich Kirchenbauten, welche die ältesten erhaltenen christlichen Kirchen überhaupt sind. Mit der Eroberung von Byzanz durch die Ottomanen 1430 begann eine fünfhundertjährige Periode, aus der leider nicht mehr viel erhalten ist, da ein Großfeuer 1890 große Teile der Stadt verwüstete. Was heute den Kernbereich der Stadt darstellt sind daher größtenteils recht gesichtslose Zweckbauten der Nachkriegszeit – architektonisch wahrlich keine Perlen. Dazwischen läuft man größere Distanzen zwischen den archäologischen Stätten und historischen Gebäuden – bei weit über 40 Grad im Schatten eine ziemliche Tortur.

Im archäologischen Museum

Unser Plan, den Nachmittag zur ‘Erholung’ im klimatisierten archäologischen Museum zu verbringen, geht auch nicht so recht auf: wenn man sich halb tot endlich in die mäßig kühlen Räume geschleppt hat und dann drei Stunden durch die Maske atmen muss, ist man vom Regen in die Traufe gelangt …

Interessant ist es dennoch, im Museum wie auch ansonsten in der Stadt: den Mangel an architektonischer Schönheit kompensiert Thessaloniki durch eine freundliche Stimmung, ein umwerfendes kulinarisches Angebot und eine tolle Lage mit ständigem Meerblick! Wenn es doch nur nicht so entsetzlich heiß wäre … Wir gönnen uns noch ein leckeres Abendessen im alten Hafenviertel Ladadika, bevor wir ins rettende, klimatisierte Hotelzimmer zurückkehren.

Am Mittwoch den 4. August bereiten wir die ‘Orion’ für ihre Zeit allein in der Marina Thessaloniki vor – nochmal ein schlimmer Tag bei extremen Hitzewerten. Als wir Donnerstagmorgen den klimatisierten Flughafen erreichen, sind wir wirklich froh, dies erst mal hinter uns lassen zu können.

Kassandra / Nea Potidaia

Vier Wochen später ist es mit gut 30 Grad immer noch warm in Thessaloniki, aber kein Vergleich zur Hitze im Juli: man kann sich noch bewegen, und vor allem kühlt es in der Nacht vernünftig ab. Wir verbringen einen etwas stressigen Nachmittag, weil wir das Boot unbedingt bis zum Donnerstagmorgen abreisefertig haben wollen, da ist nämlich guter Nordwestwind angesagt!

Bei aufgewühlter See bleibt Thessaloniki hinter uns zurück

Den gibt es auch, sogar etwas mehr als erwartet: mit 6 bis 7 Windstärken weht es über die Bucht von Thessaloniki, und die ‘Orion’ fliegt – nur unter Klüversegel – mit gut 6 Knoten Fahrt nach Süden! In Windeseile erreichen wir das Kap von Epanomis und beschließen, dass wir auch gleich den Rest der Strecke bis Kassandra noch schaffen können 🙂

Der Olymp, Wohnsitz der antiken Götter

Der Wind dreht etwas mit und bleibt uns auch am Nachmittag noch mit Stärke 4 bis 5 erhalten, so dass wir vor 19 Uhr nach 42 Seemeilen den Kanal von Nea Potidaia erreichen. Pünktlich dazu schläft der Wind zunächst ein und dreht dann auf Südost, so dass wir auf der Westseite der Kanalmündung ankern können. Wir bekommen zum Ende dieses sehr schönen Segeltags auch noch einen tollen Sonnenuntergang geboten; danach zeichnet sich am feuerroten Abendhimmel deutlich der Umriss des knapp 3000 Meter hohen Olymp-Massivs ab, welches man den ganzen Tag nur am Horizont erahnen konnte – so wünschen uns Zeus & Co. noch eine gute Weiterreise! 🙂

Sithonia / Porto Koupho

Am Freitag ist unser Windglück aber vorbei: zunächst motoren wir in der Morgenflaute durch den Kanal, der jetzt bei der zweiten Passage nicht mehr so spannend ist – wir vertrauen mal darauf, dass er nicht in 5 Wochen völlig versandet ist. Danach will sich aber der angekündigte Ostwind nicht einstellen; erst am späten Vormittag frischt es auf, aber aus Südost statt Ost: genau unsere Fahrtrichtung.

Noch einmal in Porto Koupho

Wir wollen bis zum Ende Sithonias, und das ist kreuzend nicht zu schaffen, also muss stundenlang der Motor ran. Zu allem Überfluss baut sich eine kurze und steile Welle auf, und den Strom haben wir auch noch gegen uns, so dass wir zeitweise kaum noch 2 Knoten über Grund schaffen … entsprechend genervt sind wir, als wir nach über 10 Stunden endlich das gerade mal 35 Seemeilen entfernte Porto Koupho erreichen; wir ankern diesmal am Südende der Bucht, um am nächsten Tag gleich wieder herausfahren zu können; ein gutes Abendessen und die herrliche Abendstimmung über der Bucht bauen uns aber wieder etwas auf, und die hervorragend geschützte Bucht schenkt und eine ruhige Nacht vor Anker.