Rørvik bis Kristiansund (22.07. – 31.07.)

Valøy
Endlich – ein Papageientaucher!

Weiter geht’s Richtung Süden, wir passieren Rørvik und verlassen damit das Helgeland. Anders als die meisten Boote (und wir auf dem Hinweg) tun wir das aber nicht durch den schmalen Sund von Rørvik, sondern 10 – 12 Seemeilen weiter westlich durch die vorgelagerten Inseln. Das Wetter am Sonntag ist halbwegs freundlich, nur Wind gibt es kaum, wir motoren 38 Seemeilen; Höhepunkt des Tages ist ein einzelner Papageientaucher, der seelenruhig mitten auf dem Meer schwimmt – und dafür haben wir uns auf diversen Inseln schon zu Klettertouren verleiten lassen!

Zielhafen am Abend ist Valøy, ein verschlafener, aber netter Ort mit einer Handvoll Häusern; es gibt noch nicht mal einen Aushang, wieviel Liegegeld man entrichten soll – was für ein Kontrast zur gar nicht so weit entfernten Hauptroute der Freizeitschifffahrt! Der nächste Supermarkt ist eine Dreiviertelstunde mit dem Fahrrad entfernt – eine schöne Tour am Montagvormittag.

Nordøyan

Am frühen Nachmittag brechen wir dann wieder auf; da die Flaute inzwischen in Gegenwind übergegangen ist, legen wir nur ein kurzes Stück von 10 Seemeilen bis Nordøyan zurück.

Die Insel beherbergt ein Leuchtfeuer und ist seit dessen Automatisierung nicht mehr permanent bewohnt. Einige der Nachfahren der früher hier lebenden Fischer bemühen sich um den Erhalt der historischen Gebäude, diese treffen wir zufällig an und bekommen viel von der Geschichte des Ortes erzählt, unter anderem vom Schiffbruch der Hurtigrutendampfers St. Swithin am 21. Oktober 1962, der zahlreiche Opfer forderte.

Der Himmel ist inzwischen wolkenlos, wir haben die Insel für uns allein und genießen die besondere Atmosphäre dieses abgelegenen Ortes!

Sørgjæslingan
Nach dem Regen in Sørgjæslingan

Am nächsten Morgen ist der Gegenwind kräftiger geworden, wir warten erst mal ab bis der Südwest wieder etwas nachlässt und fahren dann kaum 10 Seemeilen weiter nach Sørgjæslingan; auch diese Insel ist ein alter Fischerort, vor 100 Jahren sollen hier während der Saison mehrere Tausend Menschen gelebt haben – heute unvorstellbar, wenn man die kleine Insel mit ihren wenigen Häusern sieht. Dennoch ist hier mehr los, etliche Sommerhäuser sind bewohnt, und der historische Laden öffnet zweimal täglich für eine Stunde (verkauft aber heutzutage eher Andenken als Lebensmittel).  Ein paar Regenfelder ziehen auf, am Abend setzt sich aber die Sonne nochmal durch und schenkt uns einen Regenbogen.

Villa Hamn

Wieder können wir erst spät aufbrechen, nur 13 Seemeilen liegen vor uns, und bei schwachem Westwind erreichen wir in Richtung Südosten die Festlandküste bei Flatanger bzw. die ihr vorgelagerte Insel Villa. Für die Nacht machen wir fest an einem kleinen Anlegesteg, der für Besucher des Leuchtfeuers Villa gedacht ist; dieses war 1839 als kohlenbefeuerter Leuchtturm erbaut worden und das erste Leuchtfeuer überhaupt in Norwegen nördlich Trondheims.

Am nächsten Morgen scheint auch mal wieder die Sonne, so dass es lohnend erscheint, den gut 100 Meter hohen Berg auf Villa zu besteigen; die Aussicht ist mal wieder toll …

Aussicht vom Villafjellet über die Küstenlandschaft vor Flatanger

Was für ein Unterschied zum Hinweg, als wir uns tagelang bei grauem Himmel und Gegenwind im Schutz der 1000 Inselchen nach Rørvik vorgekämpft haben … so ist es deutlich besser!

Halten

Gegen Mittag legt auch der Wind zu, und so brechen wir auf zur langen Überfahrt nach Halten, einer kleinen Insel, welche das Ende der sich von Frøya im Südwesten herauf erstreckenden Inselkette markiert. 43 Seemeilen lang ist die Überfahrt, und ein zunehmend kräftiger Nordostwind (zum Abend  5 bis 6 Beaufort) schiebt uns herüber – endlich mal wieder machen wir ordentlich Strecke unter Segeln!

Halten empfängt uns mit einer besonderen Atmosphäre der Abgeschiedenheit – hier ist man wirklich weit draußen. Dennoch ist die Insel, wenigstens in den Sommermonaten, bewohnt; der Leuchtturm ist natürlich – wie überall – längst automatisiert.

Überall sehen wir unzählige Seevögel, und auch ein paar Papageientaucher – nach denen wir doch so lange gesucht haben – spazieren einfach so auf der Hafenmole herum …

Mausundvær

Auch der Freitagnachmittag hält noch etwas Nordostwind für uns bereit, so dass wir 27 Seemeilen die Inselkette entlang bis Mausundvær segeln können. Es ist auch den ganzen Tag sonnig, dennoch ist es im Wind kalt, und die vorm Wind weit offen stehenden Segel werfen auch noch Schatten aufs Boot. Erst in der Windabdeckung des alten Fischereihafens ändert sich das schlagartig, und wir verbringen einen schönen, langen Abend bei sommerlichen Temperaturen und Rosé im Cockpit unseres norwegischen Nachbarn von der ‘Fri’.

Sula
Leuchtfeuer Sula

Samstag dreht der Wind zunehmend auf Ost und wird wieder stärker; wir erledigen noch Einkäufe und fahren dann noch ein kleines Stück weiter nach Sula, wo wir den für den kommenden Tag angesagten Frontendurchzug abwarten wollen.

Erst mal aber scheint noch prächtig die Sonne, es wird annähernd 30 Grad warm, und das an einem Haus gesehene Schild ‘Costa del Sula’ bestimmt das Motto des Abends.

Am Sonntag ist es dann tatsächlich regnerisch und der Wind dreht auf Südwest – ein Hafentag, der es auch erlaubt endlich mal den Reisebericht weiterzuschreiben 🙂

Veiholmen
Im inneren Hafen von Veiholmen

Am nächsten Tag ist das schöne Wetter zurück, wir verlassen Sula und fahren bei wenig Wind auf die Insel Veiholmen, nördlich Smøla; noch ein kleiner Fischerort mit einem äußerst verwinkelten Hafen – mehrmals denkt man, es ginge nicht mehr weiter, um dann unmittelbar vor einem Felsen rechtwinklig abzubiegen. Gutes Angelglück unterwegs beschert uns ein Abendessen frisch vom Grill, und der Ort mit all seinen gepflegten Holzhäusern ist hübsch anzusehen.

Grip
Grip – wenn der tägliche Ausflugsdampfer abgelegt hat herrscht hier Ruhe …

Am letzten Tag des Monats geht es schließlich (mit ebenso wenig Wind wie am Vortag) nach Grip – wieder eine alte Fischersiedlung auf den Außenschären vor Kristiansund. Hier ist allerdings deutlich weniger los als auf Veiholmen – kein Geschäft und keine permanente Besiedlung, aber auch hier sind die alten Häuser als Sommerhäuser liebevoll restauriert.