Aufbruch – Papenburg bis Kiel-Holtenau (01.-06.05.)

Endlich ist es soweit, unser lange geplanter und ersehnter Ostseeurlaub beginnt! Die letzten Wochen waren noch einmal besonders hektisch, denn wir wollen mit einem Boot los, das möglichst wenig Ähnlichkeit mit einer Baustelle haben soll.

Am 1. Mai geht es (tidenbedingt) am frühen Nachmittag los bei nicht allzu frühlingshaften Bedingungen; pünktlich zum Aufbruch wird das Wetter natürlich schlechter nach einigen Wochen bei lauen Temperaturen und schönstem Sonnenschein. Nun aber bibbern wir ganz ordentlich – aber so ist das mit dem Wetter eben, man nimmt was man kriegt.

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Immerhin ist das Wetter an diesem Tag schön und der Borkumer Leuchtturm sieht vor blauem Himmel prächtig aus

Immerhin haben wir Wind aus NO, so kann man emsabwärts sogar die Segel setzen und nach guten 7 Stunden erreichen wir Borkum und machen im Schutzhafen fest. Da der Wind am folgenden Tag aus der ganz falschen Richtung weht, bleiben wir einen Tag auf Borkum und erkunden die Insel.

Die Orion rauscht durch das Wasser bei knackigem (und kaltem) Wind

Am nächsten Tag aber, ganz früh schon (um halb 7) brechen wir Richtung Helgoland auf, denn sonst ist der lange Schlag kaum zu schaffen. Wind weht ganz ordentlich und auch aus einer brauchbaren Richtung, so dass wir den größten Teil der Strecke unter Segeln am Wind zurücklegen können; bis auf die letzten Stunden, da muss der Motor mitschieben, wenn wir es bis zum Abend noch schaffen wollen. So kommen wir nach 14 Stunden durchgefroren und ziemlich erschlagen an, aber Hauptsache wir sind da! Von Helgoland ist es fast nur noch ein Katzensprung in die Elbe und der Nord-Ostsee-Kanal ruft.

Der nächste Tag ist dann spannend: wir haben vor, heute in den NOK einzuschleusen. Schon die Fahrt über die Elbe bei starkem Strom und ebenso starker Berufsschifffahrt ist nicht ohne, doch immerhin sind wir dank Flutstrom schon vor der geplanten Zeit vor der Schleuse Brunsbüttel.

Immer wieder sehen wir die gewaltigen Containerschiffe auf dem Weg Elbeinwärts
Immer wieder sehen wir die gewaltigen Containerschiffe
auf dem Weg Elbeinwärts

Da wir das erste Mal hier schleusen wollen, sind wir natürlich ein wenig aufgeregt – wird auch alles ohne Zwischenfälle klappen? Erfreulicherweise haben wir Glück: als wir uns dem Wartebereich nähern wird offensichtlich, dass bereits 3 weitere Boote auf eine Schleusung warten, und wie es scheint machen wir das Maß für die benötigte Menge an Booten voll, denn kaum, dass wir herangefahren sind, signalisiert uns die Lichtanlage auch, dass wir gleich einschleusen können. Wir sind froh, bei dem starken Strom nicht stundenlang Runden auf der Elbe drehen zu müssen und legen den Hebel auf den Tisch.

In der alten Schleuse - alles läuft viel unkomplizierter, als wir befürchtet haben
In der alten Schleuse – alles läuft viel
unkomplizierter, als wir befürchtet haben

Da Berufsschiffe und Sportboote getrennt geschleust werden (in der neuen respektive alten Schleusenanlage), müssen wir uns auch keine Gedanken machen, ob und wie wir mit einem Containerschiff in die Schleuse passen. Und dank Schwimmpontons ist das Schleusen selbst auch ausgesprochen unproblematisch: wir machen einfach an den Pontons fest, die sich mit uns zusammen bewegen. Leinen nachführen nicht notwendig! Hinter der Schleuse können wir in einem kleinen Hafenbecken übernachten; es gibt zwar weder Strom noch Wasser, dafür aber sehr ordentliche sanitäre Anlagen und mit 10€ Liegegebühren können wir ganz gut leben.

Am Tag drauf geht es dann durch den Kanal, selbstredend nur unter Motor. In der Literatur wirken die Erläuterungen zu den diversen Lichtsignalen im Kanal noch reichlich unübersichtlich, doch in der Praxis stellt sich das ganze als letztlich simpel heraus. Wir fahren einfach durch, an Sportboote schien keines der Signale gerichtet zu sein – vielleicht hatten wir da aber auch nur Glück. Jedenfalls verläuft die Fahrt ohne Zwischenfälle und ist in der Hauptsache reichlich langweilig. Wir lösen uns beim Steuern ab und essen Schokolade alle erfolgreich überstandenen 10 Kilometer (die Schilder am Ufer machen es leicht, den Fortschritt im Auge zu behalten).

Der berühmte Schiffsausrüster Hermann Tiessen - heute ein Tango-Café
Der berühmte Schiffsausrüster Hermann Tiessen – heute ein Tango-Café

Das Ausschleusen am Abend verläuft wieder ganz ohne Zwischenfälle – dass es beim Durchqueren des NOK so glatt läuft, hätten wir uns ja kaum zu träumen gewagt und so sind wir entsprechend erleichtert, endlich in der Ostsee angekommen zu sein! Wir sind zum ersten Mal in Kiel-Holtenau und machen noch am gleichen Abend eine kleine Erkundungstour: der Frischproviant wird aufgestockt und wir statten dem Tiessenkai einen Besuch ab.

Borkum, Norderney, Helgoland und zurück (04.09.-13.09.)

Los geht’s bei bestem Spätsommerwetter

Nachdem sich im diesjährigen Sommertörn so viele Probleme mit den unfertigen Refit-Projekten auf der ‘Orion’ ergeben haben wurden die letzten zwei Monate verwendet, um wenigstens einige davon ihrer Fertigstellung näher zu bringen; und so nutzen wir ein Zeitfenster mit günstigen Wettervorhersagen, um nochmal ein paar Tage auf dem Wasser zu verbringen. Zwar können wir tidebedingt erst gegen Mittag aufbrechen, doch da ausnahmsweise mal alles reibungslos mitläuft erreichen wir am Abend ganz entspannt Borkum.

Genauso entspannt beginnt auch der nächste Tag, denn wieder erlaubt uns die Tide auszuschlafen; das Glück findet aber bei einem Blick in den Motorraum ein jähes Ende: da steht doch tatsächlich eine kleine Pfütze Getriebeöl unter der Maschine … und da waren sie wieder, die üblichen Probleme. Die Ursache der Leckage lässt sich nicht erkennen, und natürlich ist kein Ersatz an Bord; so brechen wir bei sehr schönen Wetter, aber doch mit recht gemischten Gefühlen nach Norderney auf, wo wir bei Sonnenuntergang einlaufen. Glücklicherweise ist die Getriebeölquelle trotz einiger Motorstunden offensichtlich versiegt – was sich auch nicht mehr ändern wird, so dass die ursächlichen Umstände für alle Zeit ein Geheimnis des Klabautermanns bleiben werden.

Am nächsten Morgen meint es die Tide nicht mehr so gut mit uns: gegen 6 verlassen wir bei Hochwasser den Hafen von Norderney. Der Lohn ist ein atemberaubend schöner Sonnenaufgang, während wir durchs Dovetief Richtung Helgoland gleiten.

Helgoland in Sicht!

Auch der Rest des Tages bringt beste Bedingungen: genau der richtige Segelwind, um unter Vollzeug durch die Wellen zu pflügen! Nach der durchaus etwas spannenden Querung des Verkehrstrennungsgebietes (wo wollen denn all die dicken Dampfer hin? Ach, nirgends, die liegen auf Reede!) erreichen wir so schon gegen 14 Uhr Helgoland. Obwohl die Saison schon so weit fortgeschritten ist, zeigt sich der Hafen voller als erhofft: wir machen als fünftes Boot im Päckchen fest, und im Laufe der folgenden Stunden kommen noch unzählige Boote herein. Der Abend bringt ein kräftiges Gewitter, doch gut geschützt unter der Kuchenbude stört uns das gar nicht.

Am folgenden Tag brechen die meisten Boote auf, wir dagegen planen einen Hafentag; unser reduziertes Päckchen besteht nur noch aus Feltz-Booten, einem Motorsegler und der ‘Josh’, einer Skorpion I, die gerade von einer fünfzehnmonatigen Atlantikrunde zurückgekehrt ist. Das Wetter zeigt sich halbwegs trocken, so dass wir einen Inselrundgang unternehmen; den Abend verbringen wir mit den Nachbarn beim Klönschnack.

Tags darauf regnet es dafür an einem Stück; nein, das wollen wir uns nicht geben, also bleiben wir noch einen Tag auf Helgoland und backen lieber Kuchen an Bord. Viel besser wird es aber nicht, also brechen wir am kommenden Morgen in aller Frühe um 4 Uhr auf, um pünktlich bei Hochwasser am Dovetief zu sein. Das Wetter bleibt instabil, dauernd drohen dunkle Wolken, und wir beobachten sogar zwei Windhosen! Als wir aber Norderney erreicht haben, reißt der Himmel auf, und wir können sogar noch die Fahrräder auspacken.

Die Freude hält aber nicht an; am nächsten Tag regnet es die meiste Zeit, so dass wir nur einen kleinen Ausflug in den Ort machen, der für unseren Geschmack zu sehr vom Kurbetrieb geprägt ist. Erst am dritten Tag auf der Insel ist es dann trocken genug, um erst mit den Fahrrädern und dann zu Fuß bis zum östlichen Inselende vorzustoßen; den Aufenthalt auf Norderney beenden wir mit einem leckeren Fischessen im ‘Land und Meer’.

Rückfahrt

Der Rückweg beginnt aufregend: da kaum Wind ist haben wir uns entschieden, mit kräftigem Strom durchs Schluchtertief zu laufen, um nicht wieder mitten in der Nacht aufstehen zu müssen – ein Fehler! Vom windigen Wetter der vergangenen Tage steht noch eine lange Dünung, welche von Nordwest auf die Inseln zurollt; draußen auf See völlig unspektakulär, aber gegen drei Knoten Strom bildet sich auf den Flachs links und rechts eine beeindruckende Brandung! Wir halten auf die Mitte zwischen den weißen Brechern und werden ordentlich durchgeschüttelt, kommen aber ohne vom Fahrwasser abzukommen durch; wiederholen müssen wir diese Erfahrung aber nicht …

Die restliche Fahrt verläuft ruhig und hauptsächlich unter Motor; Wind kommt erst wieder auf, als wir am Tag darauf nach einer Nacht auf Borkum die Ems erreichen – natürlich genau von vorne … so erreichen wir schließlich Papenburg; das angekündigte Spätsommerwetter hat genau drei Tage gedauert, aber wir sind froh wenigstens diese noch genutzt zu haben!

Über Vlieland und Borkum zurück (18.06.-26.06.)

Bei unverändert hochsommerlichen Temperaturen und kaum Wind verlassen wir Makkum am frühen Nachmittag, um in Kornwerderzand auszuschleusen und mit ablaufendem Wasser wieder Vlieland anzusteuern. Bei zunehmender Flaute zog es sich gegen Abend immer mehr zu und kühlte auch deutlich ab, so dass wir ganz froh waren gegen 21 Uhr anzukommen. Die kommenden drei Tage verbringen wir auf Vlieland – nicht ganz freiwillig: erst kommt der Wind aus der falschen Richtung, dann dreht er zwar auf Südwest, bläst aber auch mit 8 bis 9 Beaufort. Gute Bedingungen für Hafentage …

Am 24. verlassen wir dann aber endlich Vlieland mit Ziel Borkum: mit 77 Seemeilen die bislang längste Tagesdistanz! Es fängt wenig erbaulich an, denn die ersten zwei Stunden müssen wir uns mit dem Strom gegen den immer noch kräftigen Wind und die vom tagelangen Starkwind aufgewühlte See ankämpfen; dann aber können wir endlich auf Ostkurs gehen und mit ausgebaumten Vorsegeln in rauschender Fahrt auf Borkum zueilen, das wir nach dreizehnstündiger Fahrt schließlich erschöpft aber zufrieden mit dem Tag erreichen.

Um den Urlaub noch etwas ausklingen zu lassen (und nicht tidebedingt ganz so früh aufstehen zu müssen) verbringen wir noch einen Tag auf Borkum und packen auch noch einmal die Fahrräder aus, müssen aber feststellen, dass das Radwegenetz auf Borkum nicht annähernd mit dem auf Texel mithalten kann … wofür mag man hier wohl die dreifach höhere Kurtaxe ausgeben? So fällt es uns nicht allzu schwer, die Insel am nächsten Tag wieder zu verlassen und unter perfekten Bedingungen unter Segeln Papenburg zu erreichen.

Gut drei Wochen waren wir unterwegs; der erste längere Törn mit der ‘Orion’ war geprägt von einer unerfreulichen Menge technischer Probleme, alle bedingt durch den doch noch sehr unfertigen Zustand – aber schöne Stunden entspannten Segelns, idyllische Landschaften und Orte sowie nette Bekanntschaften unterwegs haben uns dafür entschädigt!

Ijsselmeer (12.06.-17.06.)

Um den Gezeitenstrom gut nutzen zu können müssen wir früh aus Oudeschild aufbrechen; größtenteils unter Segeln erreichen wir Den Oever, wo wir zusammen mit zwei teenagerbeladenen Plattbodenschiffen ins Ijsselmeer schleusen. Der Wind frischt mehr und mehr auf, und schließlich beschließen wir den Motor hinzuzunehmen, um Medemblik ohne weitere Kreuzschläge erreichen zu können. Bei einem Kontrollblick in den Motorraum trifft uns allerdings fast der Schlag: literweise schwappt eine Flüssigkeit in der Bilge, die sich nach genauerer Inspektion als Kühlwasser entpuppt. Schöne Bescherung …

Kasteel Radboud …

Nach der Ankunft in Medemblik ist die Ursache bald gefunden: es ist nicht etwa ein Schlauch geplatzt, sondern der Ausgleichsbehälter für die Kühlflüssigkeit ist schlicht und einfach übergelaufen. Mit dieser Erkenntnis war die Angelegenheit aber alles andere als erledigt: stundenlang haben wir uns abgekämpft, um die ätzende, blaue Brühe aus den hintersten Winkeln des Motorraums zu wischen. Dafür haben wir wenigstens noch einen ganz tollen Liegeplatz direkt vorm alten Kastell ergattern können!

… und Hafen in Medemblik

Auch der folgende Tag ist – außer von starkem Wind – von Reparaturen geprägt: stundenlang basteln wir an unserer Landstromversorgung, da irgendetwas immer wieder den FI-Schalter auslöst. Schließlich ist der Übeltäter identifiziert: der Boiler ist es. Den abgeklemmt, und wir haben wieder Strom an Bord. Bleibt noch Zeit für einen Spaziergang sowie Einkäufe im örtlichen Supermarkt, und schon ist es Abend.

Vorm Wind nach Stavoren

Am folgenden Tag brechen wir bei nachlassendem Südwestwind zu der nur 11 Seemeilen langen Überfahrt nach Stavoren auf – mit Gennaker vor dem Wind in weniger als zwei Stunden bei gefühlter Windstille und endlich mal sommerlichen Temperaturen viel zu kurz! Dort angekommen stellt sich heraus, dass wir knapp den Besuch des Königspaares verpasst haben – aber das aus diesem Anlass veranstaltete Volksfest ist noch in vollem Gange, und es gibt frische Stroopwafels!

Nach und nach füllte sich der Stadthafen mit einer Unmenge an plastikglänzenden Bénéteaus, die am nächsten Tag an einer Regatta teilnehmen wollten. Sportlich wie man so ist konnte auch eine unübersehbar aufziehende Unwetterfront diese nicht am Auslaufen hindern – etwas weniger sportlich kamen alle nach sehr kurzer Zeit unter hektischer Aktivität und zum Teil mit beschädigten Segeln wieder eingelaufen; na, wer’s braucht …

Makkumer Meerjungfrauen

Als neuen Päckchen-Nachbarn haben wir einen sehr netten Niederländer mit einer Albin Vega bekommen, mit dem zusammen wir am nächsten Tag unseren Weg nach Makkum fortgesetzt haben. Bei kräftigem Wind dort angelangt können wir uns den Liegeplatz an der ausgedehnten Steganlage gegenüber vom Fischereihafen frei aussuchen – es liegt nämlich niemand dort. Und da am kommenden Tag auch noch der Hochsommer ausbricht, legen wir noch einen Hafentag ein und genießen dort das Nichtstun!

Westfriesische Inseln (04.06.-11.06.)

Holland, wir kommen!

Die ‘Orion’ ist alles andere als reisefertig, als wir nach den umfangreichen Arbeiten des vergangenen Winters zum ersten richtigen Törn aufbrechen; im Salon fehlen noch sämtliche Oberschränke, die Toilette ist nur provisorisch festgeschraubt, und bis zum letzten Abend werden noch Kabel gelötet. Aber als wir gegen 08:30 ausgeschleust haben und bei prächtigem Sonnenschein auf der Ems unterwegs sind, löst sich nach und nach der Stress, und die Stimmung steigt – bis der Motortemperaturalarm ertönt! Wäre ja auch zu schön gewesen … also schnell den Motor aus und die Segel hoch – der Wind passt sogar zufällig … aber was ist das, das Groß will nicht den Mast hinauf, die Rutscher verhaken sich an der Einfädelstelle … ein Problem kommt selten allein. Nach längerem Kampf mit dem Beschlag können wir dann aber doch den Rest der Strecke bis Borkum unter Segeln zurücklegen und machen gegen 18 Uhr an der Schwimmbrücke fest. Die Fehlersuche am Motor ergibt keine erkennbaren Probleme – sollte sich etwa bei den ganzen Arbeiten im Winter nur der Auslöseschwellwert am Steuerpanel verstellt haben? Bei 85° liegt doch noch kein Grund zur Panik vor – also, das Potentiometer etwas höher getrimmt, und mal sehen was der nächste Tag bringt …

Zunächst einmal Sonne, blauen Himmel und perfekten Wind: bei 7 – 8 Knoten rauscht die ‘Orion’ unter Gennaker gen Westen. Die Sonne verschwindet aber recht bald in einem dichten Wolkenfeld, und nach nur 18 Seemeilen erreichen wir Lauwersoog bei mäßiger Sicht und sehr frischen Temperaturen. Der Hafen an sich ist nicht gerade sehr reizvoll, aber die Duschen sind sauber und modern, und die große Fischereiflotte sorgt für ein schmackhaftes Abendessen.

Am nächsten Tag geht es zeitig los, denn heute sind 58 Seemeilen zu bewältigen – ein stationäres Hoch über der Nordsee bringt uns mit einem beständigen, frischen Nordost die idealen Voraussetzungen dafür. Nur kalt ist es! Die Tageshöchsttemperatur erreicht nicht den zweistelligen Bereich – sollte das nicht ein Sommerurlaub werden?!?

Den ganzen Tag fahren wir mehr oder weniger parallel zu einem kleinen Boot mit zwei älteren Herren aus Bonn, die spät am vergangenen Abend noch in Lauwersoog angekommen waren – aus Helgoland … Respekt, die sind noch ganz schön fit!

Wir machen so gut Fahrt, dass wir sogar später die Segel etwas verkleinern, um nicht noch bei ablaufendem Wasser Vlieland anzulaufen; dann sind wir aber auch froh endlich da zu sein, das Herumfliegen der halben Bootseinrichtung im Geschaukel des Raumwindkurses zerrt doch an den Nerven.

Im idyllischen Dorf auf Vlieland

Am folgenden Tag gönnen wir uns eine Segelpause, um die Insel zu erkunden. Vlieland ist wirklich reizend: wir laufen am Strand bis zum Café ‘Posthuis’, welches zur Stärkung Appelgebak mit warmer Cranberrysauce bietet. Der Rückweg führt zunächst durch abwechselnde Wald- und Dünenabschnitte und bietet immer wieder schöne Aussichten aufs Wattenmeer; vorm Dorf besteigen wir noch den (für eine kleine Sandinsel) beeindruckend hohen Leuchtturmberg und verwöhnen uns schließlich nach 20 km Fußmarsch noch mit einer großen Portion Kibbeling.

Eigentlich sollte es am folgenden Tag schon weiter nach Texel gehen, aber der Wind blies so stark und kalt, dass wir es vorgezogen haben, einen weiteren Tag zu bleiben – nach der doch recht sportlichen Wanderung des Vortages war ein fauler Tag an Bord auch ganz willkommen.

Am nächsten Tag geht es dann aber los – der Wind hat deutlich abgenommen, nur leider steht vom Vortag noch eine ganz ordentliche Dünung. In Verbindung mit dem schwächelnden raumen Wind ein elendes Geschaukel – welches schließlich auch noch zu einer Patenthalse führt, bei der die Großschot sich im Gashebel verfängt und diesen halb aus seiner Verankerung reißt. Erst nach dem Passieren der Südspitze der Insel bessert sich der Kurs zum Wind und damit die Stimung an Bord.

De Slufter, Texel

Die große Yachthafen in Oudeschild bietet uns am folgenden Tag erst mal warme Duschen und interessantes Shoppen beim Schiffsausrüster, außerdem packen wir die Fahrräder aus, denn am zweiten Tag auf Texel erkunden wir die Insel: erst gen Norden bis zum Leuchtturm, auf der Nordseeseite über De Koog hinunter bis zu den Waldgebieten und über Den Burg zurück nach Oudeschild – eine ganz ordentliche Strecke, auf der sich die 28″-Klappfahrräder bestens bewährt haben!

Isolierung und Innenausbau

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Der Arbeitsplatz

Da hat man gutes Geld für eine voll funktionstüchtige Segelyacht bezahlt, und vor Ablauf eines Jahres fängt man an, erst mal alles auseinanderzunehmen: völlig verrückt! Der Innenausbau war zwar etwas zu dunkel, die Aufteilung nicht optimal, aber mit all dem hätte man leben können; wirklich ein Problem stellte nur die Isolierung dar: die Orion war in ihrem gesamten bisherigen Leben wohl nur im Sommer genutzt worden, und dafür mochte die Styroporplatten-Isolierung hinreichend gewesen sein, für die vorgesehene Erweiterung der Jahreszeiten und Fahrgebiete war sie es jedoch nicht. Also, aus dem Wasser damit, gut eingeplant, und dann konnte es losgehen! Unglaublich aber, wie viele Dinge erst mal aus so einem kleinen Boot ausgeräumt und -gebaut werden wollen, allein dafür wäre eine kleine Lagerhalle nützlich gewesen. Der – wetterabhängige – Freiplatz war da denkbar ungünstig, aber man muss schließlich mit den gegebenen Möglichkeiten arbeiten ….

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Abbruch

Nach Entfernen zunächst der größeren Einbauten und dann der rundherum auf lose zwischen die T-Spanten geklemmten Blindhölzer geschraubten Sperrholzplatten offenbarte sich der Zustand der Isolierung: während im oberen Bereich die Styroporplatten noch recht gut erhalten waren, zerbröselten sie unterhalb der Wasserlinie zu einem schmutzigen Granulat. Erfreulicherweise zeigte sich der Stahl darunter aber kaum angegriffen, nur in den ehemaligen Nassbereichen zeigten sich oberflächliche Rostspuren, die angeschliffen und neu beschichtet wurden. Darauf erstrahlten bald erste Abschnitte in neuem Glanz, und mit den eigentlichen Isolierarbeiten konnte begonnen werden.

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Salon, frisch gestrichen

Wie aus den Bildern zu ersehen, verliefen die Arbeitsschritte nicht nacheinander, vielmehr wurden sie oftmals parallel ausgeführt. Das war alles andere als optimal, war aber unter den gegebenen Bedingungen unvermeidbar, da es nie möglich war, das Boot wirklich komplett auszuräumen und Werkzeuge, Material etc. außerhalb zu lagern. Wie zu erkennen ist wurden an einigen wenigen Stellen Sperrholzplatten fest mit den Spanten verschraubt und verklebt; diese stellen die einzigen Verbindungen des Innenausbaus mit der Stahlhülle dar. Ziel war es, auf die unzähligen Blindhölzer verzichten zu können und möglichst wenige Wärmebrücken zu schaffen, um eine durchgehende Isolierung ohne Dampfzutritt zur Außenhaut zu erreichen. Isoliert wurde mit Armaflex, zunächst mit 25mm starkem Material zwischen den T-Spanten bzw. den Deckenversteifungen und darüber nochmal großflächige Matten in 10mm Stärke. Alle Stöße und Übergänge wurden zusätzlich versiegelt, und so entstand nach und nach eine geschlossene Isolierung mit 35mm Gesamtstärke. Das Material weist eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit bei einem äußerst hohen Dampfdiffusionswiderstand auf und wird im technischen Bereich zur Tauwasservermeidung auf Rohrleitungen und Bauteilen und zur Verminderung des Korrosionsrisikos unter der Isolierung eingesetzt.

Refit_08 An den fest mit dem Rumpf verbundenen Holzelementen wurde daraufhin der weitere Innenausbau befestigt: da ist an erster Stelle die durchgehende Trennwand zwischen Vorschiff und Salon zu nennen, die salonseitig an die Sitzecke sowie die Küchenzeile grenzt und vorschiffseitig an die Kleiderschränke, welche wiederum in die Begrenzung der Doppelkoje übergehen. Refit_09 Weitere Befestigungspunkte stellen zwei Trennwände beiderseits des Niedergangs sowie die Abgrenzung der Nasszelle dar, diese bildet den anderen Abschluss der Küchenzeile. Mit dieser – im Vergleich zu den unzähligen verschraubten Blindhölzern im ursprünglichen Ausbau – gering erscheinenden Anzahl von Befestigungspunkten konnte dennoch ein sehr verwindungssteifes und stabiles Ergebnis erzielt werden.

Refit_10 Die hier noch im Bau befindliche Pantry verfügt über einen Mikrowellen/Umluft-Kombiofen und ein Induktionskochfeld; mehr dazu unter ‘Energieversorgung’.

Die vorhandenen Polster wurden an die nun L-förmige Sitzecke angepasst und neu bezogen; unter und hinter den Sitzpolstern befinden sich große Staufächer für Nahrungsmittel.

Diese Arbeiten zogen sich bis übers Frühjahr 2013 hin; mit dem erreichten Zwischenstand wurde die Orion wieder zu Wasser gelassen und durfte einige Wochen in Holland segeln, bis im folgenden Winter die noch ausstehenden Arbeiten angegangen wurden.

Zunächst bekamen alle möglichen Fächer und Schränke ihre Türen, der Ofen seine Aufhängung, ein richtiger Kühlschrank wurde eingebaut. Optisch eine spürbare Verbesserung brachte die neue Deckenverkleidung: diese besteht aus weiß-transparent lasierten Ahorn-Leisten, welche eigens von einer Schreinerei angefertigt wurden, da käufliche Nut-und-Feder-Profile zu breit und dick erschienen. Schließlich erhöhte der endlich fertiggestellte Salontisch den allgemeinen Lebenskomfort an Bord erheblich!