Kurs Gibraltar: Entlang der Küsten der Algarve und Andalusiens (24.09. – 16.10.)

Ponta de Piedade

Nachdem wir in den frühen Morgenstunden des 24. September das Cabo de São Vicente gerundet haben, folgen wir noch einige Stunden der felsigen Küste (der Wind bleibt dabei sehr launisch, mal frischt er auf, dann verlässt er uns wieder) und runden dabei zuletzt die Ponta de Piedade mit ihren spektakulären Felsformationen, bis wir gegen Mittag nach 80 Seemeilen die Bucht von

Lagos
Ankern vor Lagos

erreichen, unseren ersten Ankerplatz an der Algarve. Die Stadt verfügt auch über eine Marina, welche allerdings – wie alle Häfen an der Algarve – während der Saison fast 50 Euro pro Nacht abruft, weswegen wir dankend verzichten und lieber den Anker vor dem herrlichen, endlos langen Strand fallen lassen. Am Nachmittag kommt nochmal kräftiger Nordwestwind auf (wie jeden Nachmittag, wie wir in den kommenden Tagen noch feststellen werden), aber bei Wassertiefen von 5-6 Metern über kilometerlange Bereiche und einem aus festem Sand bestehenden Ankergrund kann man hier beliebige Winde abwettern, solange sie ablandig kommen. Auch der Schwell hält sich sehr in Grenzen – wir hatten da einige Bedenken, weil man schließlich nach Süden offene See bis zur Küste Afrikas hat, aber die an der Westküste stets rollende Atlantikdünung kommt scheinbar nicht um das Kap. 

Lagos, Seepromenade

Am Donnerstag nutzen wir die Vormittagsflaute, um mit dem Dinghi in die Stadt zu fahren. Lagos war im 15. Jahrhundert Ausgangspunkt zahlreicher Expeditionen entlang der Westküste Afrikas; heute hat es gut 30.000 Einwohner und ist eines der touristischen Zentren an der Algarve. Die gut erhaltene Altstadt, die lange Seepromenade, der viele Kilometer lange Sandstrand längs der Bucht gen Osten sowie die bizarren Felsen der Ponta de Piedade sind die Hauptattraktionen.

Ponta de Piedade: bizarre Felsen …

Freitag wollen wir uns diese Felsen auch aus der Nähe ansehen; nach dem Frühstück fahren wir mit dem Dinghi an der Küste entlang, es weht noch kaum Wind und die See ist recht ruhig. Unzählige Ausflugsboote weisen uns den Weg zu den größten Attraktionen: frei im Wasser stehende Felsentürme, mit dem Boot durchfahrbare Tore und tief in die Felsen eingegrabene Grotten. 

… und traumhafte Strände

Wir bestaunen diese abstrakten Kunstwerke der Natur, kurven um die Felsen und landen – zusammen mit zwei Dutzend Kajakfahrern – an einem kleinen Strand an (was sich als deutlich einfacher erweist als ihn wieder zu verlassen – die Wellen laufen sich ganz ordentlich auf in der engen Bucht). Der ganze Trubel wirkt zwar etwas abschreckend, aber die Attraktivität des Ortes können auch wir nur bestätigen!

Albufeira

Am Freitagvormittag fahren wir nochmal zum Einkaufen in den Ort – vor 14 Uhr gibt es ja eh keinen Wind … dann aber stellt er sich pünktlich ein, und wir lichten den Anker. 

Die Steilküste der Algarve zieht vorbei

Die vorbeiziehende Küste bleibt felsig und steil, Ortschaften liegen eingebettet in kleine Einschnitte in der Landschaft; ihre Häuser leuchten weiß in der Sonne, und anzunehmenderweise handelt es sich bei vielen der größeren Bauten um Hotels. Ansteuerbare Häfen gibt es nicht so viele: Portimão liegt noch zu nahe an Lagos, und der nächste Hafen, Albufeira, ist gleich über 20 Seemeilen entfernt. Da es inzwischen schon um 20 Uhr dunkel wird und der Wind uns auch nicht gerade großzügig mit seiner Anwesenheit beehrt, bricht schon die Nacht herein, als wir vorm Strand von Albufeira den Anker werfen.

Albufeira im Morgenlicht

Da am Samstag der einzige Wind in den Morgenstunden wehen soll, verlassen wir gleich nach Sonnenaufgang den Ankerplatz wieder, ohne den Ort selbst besucht zu haben – auf dem Rückweg kommt man ja auch nochmal hier vorbei; heute sollen es nämlich 25 Seemeilen bis in die Lagune von Faro werden. Die felsige Steilküste weicht dabei mehr und mehr zurück, Sandstrände setzen sich durch. Wieder ist der Wind sehr launisch (was allerdings heute mehr der Vorhersage entspricht als gestern, wo wir mit mehr gerechnet hatten), so dass es früher Nachmittag wird, bis wir nach mehrmaligem Wechsel zwischen diversen Segelkombinationen und Motorbetrieb die Einfahrt in die Lagune ansteuern können.

Ilha da Culatra

Die Lagune wird von vielen Kilometer langen, schmalen Sandinseln gegen das Meer abgegrenzt, zwischen denen sich genau im Süden eine Einfahrt auftut; wir passieren diese kaum eine Stunde vor Hochwasser und staunen nicht schlecht, was für ein Strom da noch steht: das ansonsten flautig-glatte Wasser ist auf einmal aufgewühlt, in großen Strudeln dreht sich gurgelnd die Flut, und wir werden mit fast 8 Knoten über Grund bei langsamer Motorfahrt in die Lagune gespült! Wir folgen der Rückseite der nach Osten verlaufenden Insel, der Ilha da Culatra, und bald beruhigt sich das Wasser, der Strom lässt stark nach. Drei Seemeilen hinter der Einfahrt tut sich ein riesiges Ankerfeld auf, wir zählen weit über 50 Masten – Platz ist aber immer noch, wir bringen zwei Anker aus, um auch bei wechselnder Stromrichtung sicher zu liegen.

Abendstimmung über der Lagune

Während des Nachmittags bringen noch unzählige Ausflugsboote Tagesgäste von Olhão auf die Insel, aber am Abend breitet sich eine Stille geradezu greifbar über der Lagune aus; wir genießen einen magischen Abendhimmel über dem Ankerfeld und verstehen, warum dieser Ort bei den Fahrtenseglern so beliebt ist.

Am nächsten Morgen setzen wir mit dem Dinghi über und erkunden die Insel. Der kleine Ort besteht aus alten Fischerhäusern, in denen heute natürlich etliche Cafés und Restaurants untergebracht sind, aber Fischerei im traditionellen Stil gibt es noch immer; am Hafen sitzen wettergegerbte alte Männer und flicken ihre Netze. Trotz des Zustroms an Tagestouristen gibt es keinerlei große Hotel- und Gastronomiebauten, hier kann man noch einen Rest der vortouristischen Algarve erleben; am sieben Kilometer langen Strand mit sauberem, feinem Sand und türkisblauem Wasser verlaufen sich die paar hundert Badegäste auch schon nach kaum fünf Minuten Laufentfernung vom Ort – hier kann man seinen persönlichen Kilometer Bilderbuchstrand für sich allein haben.

Farol do Cabo de Santa Maria, Ilha da Culatra

Auch am Montag bleiben wir noch am Ankerplatz – es gefällt uns wirklich gut hier, durch die vielen Boote in der Lagune kommt man auch mal mit anderen Seglern ins Gespräch. Wir setzen auch nochmal auf die Insel über, laufen diesmal bis zum Leuchtturm am anderen Ende; den Abend – unseren letzten in Portugal – lassen wir mit einem köstlichen Abendessen in einer kleinen Taverne ausklingen. Wenn wir das nächste Mal vorbeikommen, möchten wir auch gerne mehr Zeit hier verbringen!

Isla Cristina
Unter Gennaker mit Delfinbegleitung nach Osten

Am Dienstag den 1. Oktober verlassen wir die Lagune vor der Ilha da Culatra; wie immer scheint die Sonne, und wenn auch zunächst der Wind etwas zu wünschen übrig lässt, so stellt er sich gegen Mittag doch ein und erlaubt herrliches Segeln unter Gennaker auf einer nach tagelanger Flaute fast glatten See. Auch die Delfine – ziemlich große diesmal, Tümmler vielleicht? – wissen das bunte Segel zu schätzen und springen durch dessen Spiegelbild im Wasser.

Einige Stunden später verlassen wir mit dem Passieren der Mündung des Río Guadiana auch Portugal, wo wir somit den größten Teil des Septembers verbracht haben. Als Segelrevier bot Portugal eher weniger Möglichkeiten als zuvor Galicien – es gibt einfach wenige Häfen (die an der Algarve auch noch sehr teuer sind, weswegen wir dort keinen einzigen angelaufen haben) und kaum geschützte Ankerplätze, aber Land und Leute haben uns außerordentlich gut gefallen, und Porto und Lissabon sind jede Reise wert.

Palmenallee in Isla Cristina

Nun stellen wir aber die Uhr wieder eine Stunde vor, wechseln die Gastlandflagge, und laufen nach gut 35 Seemeilen den kleinen Hafen von Isla Cristina (Stadt und Insel heißen gleich) an. Es ist schon kurz nach Sonnenuntergang, als wir einen Spaziergang durch den Ort machen, aber es ist sommerlich warm, und die Straßen sind voll von Menschen und spielenden Kindern – nach der Nachmittagshitze erwacht man erst jetzt wieder zum Leben. Die Architektur ist deutlich maurisch inspiriert, und die Hauptstraße flankieren zwei Reihen gewaltiger Dattelpalmen, die auch noch voller Früchte hängen – wir fühlen uns nun wirklich wie in Afrika 🙂

Mazagón

Am Mittwoch gibt es sogar durchgängig Wind – wir nutzten die gute Gelegenheit und verlassen Isla Cristina gleich wieder, um 35 Seemeilen gen Osten zu segeln. Tatsächlich können wir die gesamte Strecke unter Gennaker zurücklegen; zum Teil frischt der Wind sogar bis 18 Knoten auf, so dass die ‘Orion’ mit 7,3 Knoten ihrem Ziel entgegeneilt. So macht Segeln Spaß!

Der Leuchtturm von Mazagón

Entsprechend ist es erst Nachmittag, als wir den Hafen von Mazagón an der Mündung der Ría de Huelva erreichen; dieser wird – genau wie Isla Cristina zuvor – von der andalusischen Hafenverwaltung betrieben, was zu einem Einheitspreis von € 17,33 in der Nebensaison für fast alle Häfen der Region führt. Dafür gibt’s eine tadellose Dusche – die erste seit Sines …

Ansonsten hat der Ort nicht viel zu bieten; es gibt nur ca. 4000 echte Einwohner, aber Häuser für dreimal so viele Menschen, alles Ferienvillen für Sommergäste aus Huelva. Da der Sommer (für südspanische Verhältnisse) vorbei ist, wirkt alles recht ausgestorben; lediglich den kleinen Leuchtturm finden wir recht hübsch.

Chipiona

Selbst für den Donnerstag ist noch etwas Wind übrig, so können wir weitestgehend unter Gennaker Chipiona erreichen – dafür ist es aber auch schon so spät, dass es nicht mehr für einen Rundgang durch die Stadt reicht. Wie sich später herausstellen wird, macht das aber nichts …

Wir schlafen also ein paar Stunden und machen uns dann gleich wieder auf den Weg zum Zwischenziel dieser Woche:

Cádiz

Der Wind hat sich nach drei brauchbaren Tagen aber völlig verausgabt, und so erreichen wir den Hafen der Stadt am späten Mittag nach einigen Stunden Motorfahrt. Da der Tagesablauf in Spanien ja deutlich nach hinten verschoben ist, gelingt es uns am frühen Freitagabend noch einen ganz wichtigen Dienstleister aufzutreiben, der ein seit geraumer Zeit nervendes Problem ganz endgültig löst: einen Zahnarzt.

Am Samstag schlafen wir erst mal aus und bringen dann das Boot etwas in Ordnung, denn die ‘Orion’ bekommt für eine gute Woche Crewverstärkung; mit deren Anreise klappt auch alles nach Plan, und so können wir am Abend bei herrlichem Sommerwetter im Cockpit unser Wiedersehen feiern!

Cala del Aceite
Nebel über der Cala del Aceite

Leider kommt in der neuen Woche eine Weiterfahrt Richtung Gibraltar nicht in Frage: zunächst hält die gegenwärtige Flaute noch weiter an, und dann setzt zum Teil sehr kräftiger Ostwind ein: gerade in der Straße von Gibraltar verstärkt sich diese Levante genannte Wetterlage gerne mal auf 8 Windstärken – sinnlos, dagegen anzuwollen. Wir beschließen also etwas Urlaubssegeln rund um Cádiz: am Sonntag segeln wir – das letzte Lüftchen nutzend – gut 20 Seemeilen nach Süden und ankern vorm Strand von Cala del Aceite. Der Ankerplatz ist zwar durch den Schwell etwas unruhig (Weingläser leben gefährlich!), aber die Aussicht entschädigt dafür: eine farbenprächtige Steilküste und ein herrlicher Strand davor laden zum Verweilen ein. Am folgenden Tag tun wir das auch, baden im Meer und in der Sonne – Entspannung pur! Etwas erstaunt sind wir, als plötzlich dichter Nebel aufzieht und die kaum 200 m vorm Strand ankernde ‘Orion’ nicht mehr zu sehen ist – der Spuk verzieht sich aber so schnell wie er gekommen ist, und wir finden glücklicherweise den Rückweg im Dinghi.

Rota
Unser Restaurant in Rota – Lage und Essen hervorragend

Dienstag setzt denn der angekündigte Levante ein: mit frischem Wind im Rücken geht es zurück Richtung Cádiz. Direkt gegenüber in der Bucht liegt Rota, wo wir für die Nacht einkehren und ein hervorragendes Abendessen genießen dürfen.

Der Ort hat eine hübsche Altstadt mit einem maurischen Kastell – und neuere, weniger attraktive Stadtteile, in denen sich die Pubs und Fast-Food-Restaurants für die unzähligen Bediensteten der großen US-Marinebasis direkt nebenan befinden. 

Am nächsten Morgen bleibt noch Zeit für einen Stadtrundgang bei Tageslicht, denn wir haben und keine große Entfernung vorgenommen: gerade 7 Seemeilen geht es über die Bucht von Cádiz bis

Puerto de Santa Maria
Abend in Puerto de Santa Maria

Auch dort machen wir noch einen abendlichen Stadtspaziergang und testen die örtliche Gastronomie – oder sie uns, denn ungewohnte Meeresfrüchte wie frittierte Seeanemonen erweisen sich als ein nicht unumstrittener Genuss. Ansonsten essen wir aber wieder hervorragend und lernen viele neue, leckere Speisen kennen; auch der Ort gefällt, und wie immer können wir die klimatischen Gegebenheiten kaum fassen: auch wenn es auf dem Rückweg zum Boot auf 23 Uhr zugeht, sind kurze Ärmel und Hosenbeine noch absolut angemessen …

Chipiona
Nach Sonnenuntergang in Chipiona

Donnerstag verlassen wir die Bucht von Cádiz und fahren ein Stück zurück nach Norden bis Chipiona, wobei sich endlich auch mal wieder ein paar Delfine blicken lassen. Diesmal sind wir auch früh genug da, um die Stadt noch kennenzulernen – was sich auch durchaus lohnt: die endlose Strandpromenade führt auf den recht dekorativen Leuchtturm zu (der höchste in Spanien übrigens), und in vielen Gärten blühen die prächtigsten Büsche und Bäume – schön, dass wir nochmal hier waren!

Cádiz

Freitag schließlich beenden wir unsere Rundfahrt um Cádiz mit einem letzten Schlag zurück in den Stadthafen; dabei rechnen wir mit kräftigem Gegenwind, der aber eher schwächer ausfällt, so dass wir zuletzt doch noch motoren müssen. Kurz vorm Hafen geht ein Boot des spanischen Zolls längsseits und drei schwarz gekleidete Uniformierte springen an Bord – Routinekontrolle. Man füllt einen Stapel der im Lande heißgeliebten Formulare aus und ist ansonsten sehr freundlich, so dass wir den Besuch als interessante Abwechslung betrachten können.

Am Samstag laufen wir stundenlang durch Cádiz, staunen über prächtige, weit ausladende Bäume in den Parks, hübsche Plätze und enge Straßenzüge – da der Platz für die Jahrtausende alte Stadt durch die Insellage sehr begrenzt ist, musste man halt schon früh in die Höhe bauen. Den anstrengenden aber schönen Tag beschließen wir mit abendlichem Grillen im Cockpit – und leider auch den Besuch unserer Freunde, denn die müssen am folgenden Sonntag wieder ins kalte Deutschland zurückfliegen.

Barbate

Am Montag gibt es endlich wieder Westwind in brauchbarer Stärke – diese Gelegenheit dürfen wir uns nicht entgehen lassen und laufen gleich um 9 Uhr aus dem Puerto América in Cadiz aus – gut 40 Seemeilen sind zu schaffen bis zum nächsten Hafen Barbate. Dabei segeln wir nochmal aus der Ferne an Cala del Aceite vorbei und erinnern uns gerne an unseren Badekurzurlaub dort 🙂

Cabo Trafalgar

Am Nachmittag passieren wir das berühmte Cabo Trafalgar: hier besiegte am 21. Oktober 1805 die britische Flotte unter Admiral Nelson die französisch-spanische Armada vernichtend und legte damit den Grundstein für ein gutes Jahrhundert britischer Vorherrschaft auf den Weltmeeren; Nelson selbst allerdings überlebte den Tag nicht, er erlag einer Schussverletzung.

Als wir Barbate erreichen steht die Sonne schon sehr tief; da wir auch am kommenden Dienstag früh losfahren wollen, beschließen wir die Hafengebühr zu sparen und verbringen die Nacht ankernd vorm Strand – mal wieder recht unruhig, es weht kaum Wind, aber der Schwell lässt die ‘Orion’ schaukeln.

La Línea
Afrika an Steuerbord in Sicht!

Am Dienstag den 15. Oktober gehen wir dann endlich den letzten Schlag durch die Straße von Gibraltar an. Ein leichter Westwind unterstützt unsere Fahrt, und da wir bei Niedrigwasser aufbrechen schiebt auch die Tide über den größeren Teil der Strecke mit – was bei dem zum Teil sehr starken Tidenstrom in der Straße auch dringend nötig ist.

Marina mit Aussicht: Blick von La Línea auf ‘The Rock’

Erstes Erlebnis ist, dass auf einmal an Steuerbord Land in Sicht kommt: wir können die Küste Afrikas sehen! Zunächst schemenhaft, dann immer deutlicher, und ab etwa der Höhe von Tarifa zum Greifen nahe; gleichzeitig legen Wind und Strom immer mehr zu, so dass wir am frühen Nachmittag mit 25 Knoten Wind im Rücken geradezu auf Gibraltar zufliegen. Bald kommt der charakteristische Felsen in Sicht, wir queren noch die Bucht von Gibraltar und laufen schließlich den Hafen von La Línea an, der auf der spanischen Seite direkt an der Grenze zu Gibraltar liegt.

Gibraltar

Mittwoch überqueren wir zu Fuß die direkt hinter der Marina verlaufende Grenze – und laufen nach der Passkontrolle erst mal über die Start- und Landebahn des Flughafens! Ein etwas absurdes Erlebnis, aber Platz ist in Gibraltar eben Mangelware – wenn ein Flugzeug starten oder landen will, wird eben die Rollbahn so lange abgesperrt.

Die gerade mal gut 6 Quadratkilometer große Halbinsel wurde 1704 durch einen englischen Überfall britisches Territorium; seitdem schlugen alle militärischen und diplomatischen Versuche fehl, dies wieder zu ändern. Heutzutage kann man unter europäischen Ländern zwar kaum noch mit strategischen Notwendigkeiten argumentieren, aber als Steueroase ist Gibraltar so bedeutend, dass es beim gegenwärtigen Status wohl bleiben wird.

Der Felsen von Gibraltar und einer seiner Bewohner

Der größte Teil der Fläche wird von einem gut 400 Meter aufragenden Kalksteinfelsen eingenommen, der weithin sichtbar ist und in antiker Zeit als eine der Säulen des Herakles (neben dem Dschebel Musa in Marokko) galt, die das Ende der Welt markieren. Neben dem Felsen selbst und den zahlreichen Verteidigungsbauwerken darauf und darin sind die bekannteste Attraktion die auf dem Berg lebenden Affen, die einzigen auf dem europäischen Kontinent.

Da die gesamte Bergregion zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, muss man zur Besteigung des Felsens Eintrittsgeld bezahlen; diese Klassifizierung steht in merkwürdigem Kontrast zu der nicht enden wollenden Karawane von Mini-Vans, mit denen Touristen auf den Berg gefahren werden – wer außer uns kommt schon auf die verrückte Idee, bei der Hitze die 400 Höhenmeter zu Fuß zu ersteigen? Entsprechend erschöpft sind wir nach einigen Stunden auf dem Felsen, aber die alles andere als scheuen Affen und die spektakuläre Aussicht entlohnen uns für die Mühe!

Aussicht über Gibraltar und La Línea

 

Teil der alten Stadtmauer von Gibraltar

Am Fuße des Felsens drängen sich das alte Zentrum von Gibraltar, der umfangreiche Hafen sowie die zahlreichen Hochhäuser mit all ihren Banken und Finanzdienstleistern. Die Straßenkultur ist eine merkwürdige Mixtur aus spanischen und britischen Elementen: Tapas-Bars und Fish&Chips-Lokale wechseln sich ab. Umgangssprache ist Englisch, bezahlt wird in Pfund Sterling, gefahren aber (soweit das in Gibraltar überhaupt möglich ist) auf der rechten Straßenseite. Wir nutzen noch einen sehr positiven Aspekt des britischen Kulturraums und genießen ein tolles Abendessen in einem kleinen indischen Take-away, bevor wir uns mit letzter Kraft – wieder übers Rollfeld und durch die Passkontrollen natürlich – zurück zur ‘Orion’ schleppen.