An Siziliens Südküste (03.09. – 20.09.)

Am Mittwochvormittag bleiben wir erst mal noch etwas am Ankerplatz, während eine kleine Front durchzieht, um uns dann auf deren Rückseite auf den Weg zur Überfahrt nach Sizilien zu machen, der größten Insel im Mittelmeer; gut 160 Seemeilen liegen vor uns, und laut der auf den aktuellen GRIB-Daten basierenden Berechnung soll die Reise gut 50 Stunden dauern, ganz ohne Motoreinsatz – man darf gespannt sein …

Malerischer Abendhimmel auf dem Weg nach Sizilien

Die ersten Stunden entsprechen schon einmal nicht der Wettervorhersage: während wir eigentlich wenig Wind haben sollten, sind wir zügig unterwegs, und parallel zu uns bewegt sich eine drohend-dunkle Wolkenwand. Die eigentlich durchgezogen geglaubte Front hat wohl noch mal Verstärkung geholt … es wird aber nicht unangenehm, und wir freuen uns über die unverhofft gute Fahrt. Am späten Nachmittag reißt dann auch der Himmel komplett auf, der Wind lässt deutlich nach, und am Abend bekommen wir mal wieder einen hinreißenden Sonnenuntergang – auf See ist der Himmel einfach immer am schönsten!

In der Nacht und am ganzen folgenden Donnerstag versuchen wir, die beobachteten Windrichtungen und -stärken (besser sollte man von ‘Windschwächen’ reden) mit der Wettervorhersage in Einklang zu bringen – vergeblich: eigentlich sollte der Wind eine Drehung über Südwest auf Nordwest durchlaufen und nie unter 7-8 Knoten fallen, tatsächlich bleibt er aber bei Süd, bis er sich in Nichts auflöst. Entsprechend versuchen wir unzählige Male die Segelstellung anzupassen und tauschen mehrfach die gesamte Garderobe durch, aber letztendlich muss dennoch der Motor gestartet werden, wenn wir nicht auch noch eine dritte Nacht für die eigentlich übersichtliche Passage aufwenden wollen.

Erst am Donnerstagabend setzt wieder Wind ein – aus Nordost … aber besser am Wind segeln als motoren! Nach Sonnenuntergang bietet sich uns ein besonderes Schauspiel: der östliche Horizont wird zunächst völlig schwarz, Himmel und Meer sind nicht mehr auseinanderzuhalten, als auf einmal mitten in dieser Schwärze eine blutrote Glut aufflammt, und darüber ein paar Wolkenstreifen beginnen, orangerot zu brennen! Bricht da auf Sizilien gerade ein Vulkan aus? Nein, obwohl es wirklich so aussieht: der Vollmond geht auf!

Der Wind legt immer weiter zu – auch das war nicht vorhergesagt. Wir reduzieren die Segel, bis wir schließlich mit zweitem Reff im Groß und Kuttersegel bei bis zu 25 Knoten am Wind gen Osten eilen. Im ersten Tageslicht sehen wir Land: die Sizilien vorgelagerten Ägadischen Inseln liegen vor uns.

Der Wind lässt auch etwas nach, so dass wir schon kurz nach 10 Uhr problemlos den Hafen von Marsala ansteuern können. Dort bekommen wir einen Liegeplatz in der Marina Mothia und können uns erst mal etwas von dieser Überfahrt erholen, deren Windverhältnisse höchstens im Mittelwert etwas mit der Vorhersage zu tun hatten.

Marsala
Die Kathedrale von Marsala

Die westlichste Stadt Siziliens ist eine karthagische Gründung und trug zunächst den Namen Lilybaion; als Folge des Ersten punischen Krieges wurde sie 241 v. Chr. – trotz jahrelanger Belagerung unerobert – an das Römische Reich abgetreten. Den heutigen Namen erhielt sie erst 1000 Jahre später durch die Araber (مرسى علي, ‘Marsā ʿAliyy‘), und bekannt geworden ist sie durch den gleichnamigen Likörwein, den wir in Deutschland gerne mal nach dem Essen beim Italiener ausgeschenkt bekommen.

Grüne Oase in einem Innenhof

Selbstredend decken wir uns hier mit dieser Spezialität ein, aber auch einen Rundgang durch die Stadt lassen wir uns nicht entgehen: viele prachtvoll restaurierte historische Gebäude säumen stimmungsvolle Straßen und Plätze, dazwischen finden wir Ausgrabungsstätten mit antiken Gemäuern. Auf der anderen Seite fällt aber auch auf, wie schnell sich das Stadtbild abseits der hergerichteten Straßen verändert: hier sieht es eher heruntergekommen aus, viele ehemals durchaus sehenswerte Bauten sind dem Verfall preisgegeben. Marsala ist wohl kein typisches Touristenziel, und das sieht man halt …

Spiaggia di Mazara

Am Samstagmorgen schleppen wir zunächst 80 Liter Diesel von einer nahegelegenen Straßentankstelle heran – es gibt zwar auch eine Bootstankstelle, aber die verlangt einen Aufpreis von stolzen 32 Cent pro Liter! Mit € 1,28 ist es so schon nicht gerade geschenkt – ach, wie schön wäre es doch gewesen, in Tunesien tanken zu können, dort soll der Diesel um die 50 Cent kosten …

Kurz darauf verlassen wir die Marina; mit etwa 17 Seemeilen entlang der sizilianischen Küste liegt zwar kein langer Weg vor uns, aber viel Wind gibt es auch nicht, und die Flaute kommt auch noch – wie sollte es anders sein – von vorne. Die vorbeiziehende Küste bietet einen eher unspektakulären Anblick (die hohen Vulkane Siziliens finden sich eher am gegenüberliegenden Ende der großen Insel und sind von hier natürlich nicht zu sehen), aber wir genießen das entspannte Leichtwindsegeln ohne große Streckenvorgabe bei allerschönstem Sonnenschein.

Abendhimmel überm Capo Feto

Als Übernachtungsplatz haben wir uns den Strand vor der Fischereistadt Mazara del Vallo ausgeschaut; dieser bietet zwar keinen nennenswerten Schutz, aber diese Eigenschaft teilt er sich mit dem gesamten Rest der 160 Seemeilen langen Südwestküste … wir bekommen noch einen tollen Abendhimmel geboten, der Lärm von den Strandbars hält sich auch in erträglichen Grenzen, und windmäßig ist die Nacht auch völlig ruhig – wäre da nur der Schwell nicht, der die ‘Orion’ die ganze Nacht von der einen Seite auf die andere rollen lässt 🙁

Selinunte

Entsprechend übermüdet machen wir uns am nächsten Morgen wieder auf den Weg weiter die Küste entlang; es weht wenig Wind, und der kommt uns natürlich entgegen, aber wir nehmen es sportlich und kreuzen gegen die Flaute auf, so dass doch etliche Seemeilen durchs Wasser zusammenkommen, bis wir am frühen Abend vorm Strand von Selinunte ankern. Überm Strand ragen die Ruinen alter Tempel auf: die Siedlung ist eine Gründung dorischer Griechen aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. und wuchs sehr schnell an Größe und Bedeutung; mit dazu bei trugen die hervorragenden Bedingungen für die Landwirtschaft – bei der heutigen kargen Landschaft schwer vorstellbar, dass Sizilien bis zur Abholzung durch die Römer eine recht fruchtbare Insel war.

Ankern vor der Akropolis von Selinunte

Der Schwell am Ankerplatz ist im Vergleich zur vorhergehenden Nacht nicht besser geworden, im Gegenteil – die Nacht wird sehr unerbaulich, und am nächsten Morgen brechen sich die Wellen so hoch am Strand, dass eine Landung mit dem Dinghi kaum aussichtsreich erscheint. Da wir aber unbedingt die Ausgrabungsstätten ansehen wollen, bleiben wir erst mal den ganzen Montag vor Anker liegen und warten auf bessere Bedingungen.

Die kommen mit dem Dienstag, und wir setzen zum Strand über; nach einem kleinen Umweg durch den Ort (es kommen wohl nur wenige Besucher vom Wasser …) erreichen wir den Eingang zum  Parco Archeologico. Für 6 € Eintritt gibt es eine Menge zu sehen: allein das parkartige und äußerst ausgedehnte Gelände ist schon sehr ansprechend, aber die Vielzahl der darüber verteilten historischen Stätten begeistert uns richtig: nicht nur ein gutes Dutzend Tempel liegen darin verstreut, sondern die Reste einer sehr großen, antiken Großstadt ragen aus dem Sand. Wie umfangreich war diese Stadt, wie städtebaulich durchgeplant angelegt – und das vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren! Das zivilisatorische Niveau zur Zeit der griechischen Kolonien von Magna Graecia ist überaus beeindruckend – und fand ein jähes Ende mit der Eroberung durch die Karthager 409 v. Chr.; danach wurde die Stadt zwar teilweise wieder aufgebaut, fand aber nie zu alter Größe zurück, bis sie im Ersten Punischen Krieg 250 v. Chr. von den Römern endgültig zerstört wurde.

Den Rest erledigten dann diverse Erdbeben und von diesen ausgelöste Flutwellen, die auch die monumentalen Tempel in sich zusammenstürzen ließen; den gewaltigen Steinblöcken und -trommeln, aus denen diese errichtet waren, konnte all dies aber nichts anhaben, sie zeugen heute noch vom Glanz längst vergangener Zeiten. Teile einiger Tempel wurden von den Wissenschaftlern im Laufe der letzten 100 Jahre wiedererrichtet, und so ist eine gelungene Mischung aus Originalfundstätten und wiederbelebter Geschichte entstanden – wirklich ein Erlebnis!

Nach der Rückkehr auf die ‘Orion’ verbringen auch den dritten Abend noch vorm Strand vor Selinunte, um noch einmal die Sonne hinter der Akropolis untergehen zu sehen – wahrlich ein besonderer Ankerplatz (wenn nur der Schwell nicht wäre …)!

Sciacca
Im Hafen von Sciacca

Am Mittwoch verlassen wir Selinunte und folgen der Küste weiter bis Sciacca; hier finden wir außerordentlich freundliche (und mit 40 € für hiesige Verhältnisse günstige) Aufnahme an der Steganlage der Lega Navale, einem landesweit operierenden Wassersportverein. Die 40.000 Einwohner zählende Kleinstadt ist – selbstredend – sehr alt, hat aber keinen herausragenden Platz in der Geschichte eingenommen (bemerkenswerte Ausnahme ist die mittelalterliche Geschichte zweier verfeindeter Familien, deren Kämpfe ein Jahrhundert lang die Geschicke der ganzen Stadt maßgeblich bestimmt haben – als hätte sich Shakespeare auf Sizilien inspirieren lassen …).

In der Altstadt von Sciacca

Dennoch – oder gerade deswegen – gefällt es uns hier wirklich gut; auch abseits der historischen Bauten wirkt die Stadt nicht so heruntergekommen wie wir es z.B. in Marsala empfanden. Lediglich der Straßenlärm – hervorgerufen durch tausende Fahrzeuge in verschiedenen Verfallszuständen  mit zwei bis vier Rädern und deren ununterbrochenes Hupkonzert – ist für den gemeinen Nordeuropäer etwas schwer zu ertragen und setzt dem Sightseeing dann doch irgendwann ein Ende.

Eigentlich wollten wir am Donnerstagmittag Sciacca wieder verlassen, aber ein kleiner Unfall beim Ablegen verhindert das erst einmal und bringt uns statt dessen die nähere Bekanntschaft des italienischen Gesundheitssystems ein – eine Erfahrung, auf die man durchaus auch verzichten kann …

Eine Woche später, am Donnerstag den 17., versuchen wir es dann erneut – und diesmal können wir den Hafen von Sciacca (der in den vergangenen 8 Tagen ein kleines Vermögen an uns verdient hat – nein, Wochenpreise gibt es leider nicht) sogar unfallfrei verlassen …

Schneeweiß leuchtet das Capo Bianco gegen die blaue See

Die Wettervorhersage für Donnerstag und Freitag ist eigentlich optimal – tagsüber jeweils frischer Westwind bei sonnigem Wetter; das Problem ist nur die Nacht dazwischen: besagter Wind sorgt für knapp zwei Meter Welle, und die verschwindet leider auch über Nacht, wenn der Wind sich legt, nicht mal eben – und geschützte Ankerplätze gibt es halt keine, ebensowenig wie passend gelegene Häfen. Wohl oder übel müssen wir also gleich eine Nacht durchfahren – und natürlich gibt es auch noch mehr Wind als angesagt … aber wenigstens machen wir gut Strecke, und die ‘Orion’ zieht – zeitweise bei fast 30 Knoten Rückenwind nur unter Kuttersegel mit dennoch 5-6 Knoten Fahrt – ihre Bahn, während die Windsteueranlage das Steuern übernimmt. So erreichen wir am Freitagmittag nach knapp 130 Seemeilen die Bucht von

Portopalo di Capo Passero

Gelegen am äußersten Südostende Siziliens, bietet diese geräumige Bucht den einzigen brauchbaren Ankerplatz an der gesamten Südküste. Sie beherbergt einen kleinen Fischereihafen, und hat wahrscheinlich deshalb noch zwei steinerne Molen spendiert bekommen, die den ohnehin schon guten Schutz noch verbessern. Landschaftlich spektakulär ist die Bucht nicht, aber außer bei Südwind hat man hier endlich mal Ruhe vorm Schwell – was wir erst mal für zwei Pausentage nutzen, während derer sich auch kaum ein Lüftchen regt.

Auf dem höchsten Punkt von Portopalo steht der schmucke Leuchtturm

Am Samstag setzen wir mit dem Dinghi an den Strand über und laufen knapp zwei Kilometer bis zum Ort Portopalo; hierhin scheint sich kaum ein Tourist zu verirren, und wir bekommen ein Stück ‘Echtes’ Sizilien zu sehen: am Strand baden Familien, und vor den (zahlreichen!) Cafés und Bars sitzen die alten Herren im Schatten und tauschen sich über die Neuigkeiten aus. Wir bekommen eine herrlich erfrischende Granita zum untouristischen Preis und können im Dorfsupermarkt nochmal Vorräte ergänzen – ganz wichtig, wir planen nämlich die Überfahrt nach Griechenland!

Mindestens 330 Seemeilen sind es übers Ionische Meer vom Ende Siziliens bis zum nächstgelegenen Punkt auf dem Peloponnes – also vergleichbar weit wie über die Nordsee von Borkum bis Utsira. Die Wettervorhersage verspricht ziemlich gute Bedingungen – nicht zu viel Wind, aber auch nicht zu wenig. Natürlich beobachten wir über das ganze Wochenende, ob und wie sich die Vorhersagen verändern: Sonntag ist es teilweise etwas mehr geworden, teilweise etwas weniger – die Spannung wird immer größer, wie es Montagmorgen aussieht …

Sardinien (29.06. – 02.09.)

 Am frühen Sonntagmorgen geht es los, nach einer letztlich dann doch eher unruhigen Nacht, da eine am späten Abend noch in die Cales Coves eingelaufene Yacht meinte, die Nacht für eine laute Party nutzen zu müssen …

Mit allzuviel Wind war ja nicht zu rechnen, so dass wir eher positiv überrascht waren, ab der Illa de l’Aire einige Stunden schön segeln zu können; dann war es aber auch vorbei damit, die nächsten 16 Stunden musste der Motor uns durch die Flaute schieben, damit wir wenigstens am nächsten Tag den weiter östlich wehenden Wind erwischen.

So kommt es tatsächlich auch: am Montag beginnt sich ein zaghafter Nordwestwind zu regen, der am Nachmittag immerhin um 15 Knoten erreicht, so dass die ‘Orion’ unter Großsegel und Code Zero gute Fahrt macht. Während der gesamten Überfahrt ist der Himmel strahlend blau, und die Sonne brennt auf uns herab – am Nachmittag wird das schon unangenehm, weil man sich nirgendwo an Deck davor verstecken kann; dafür gibt es, wie so oft auf hoher See, die traumhaftesten Sonnenuntergänge und den unglaublichsten Sternenhimmel.

Unser blinder Passagier – keine Maus weit und breit ….

Etwas verblüfft sind wir, als sich am späten Montagnachmittag ein gefiederter Besucher einfindet, der zunächst etliche unterschiedliche Ruheplätze ausprobiert und sich dann für die Dampferleuchte als Nachtquartier entscheidet – was hat der hier verloren, Mäuse gibt es im Umkreis von mehreren 100 Kilometern garantiert keine?!? Wie wir aber später durch fachkundige Beratung erfahren, handelt es sich um einen Turmfalken, der durchaus weite Strecken zurücklegen und das Mittelmeer überqueren kann; unser Exemplar jedenfalls scheint sich schon etwas übernommen zu haben und ist dankbar für die schwimmende Insel. Am nächsten Morgen – wir können noch kein Land sehen, er aber vielleicht schon – macht er sich wieder auf den Weg Richtung Osten.

Capo Caccia

Wenig später zeichnet sich dann auch die Silhouette Sardiniens am Horizont ab, wir brauchen aber noch bis zum Abend, bis wir nach 200 Seemeilen und 60 Stunden die im spektakulären Capo Caccia auslaufende Steilküste erreichen und hinter dem Kap in der ausgedehnten Bucht Porto Conte einen Übernachtungsplatz suchen. Die ganze Umgebung ist ein Meeresschutzgebiet, das Ankern auf Seegras ist verboten – was bedeutet, effektiv überall; aber es gibt ein Feld mit Muringbojen, die kostenlos (!) benutzt werden dürfen. So fällt es uns etwas leichter als auf den Balearen, daran zu glauben, dass es hier um den Naturschutz und nicht ums Geldverdienen geht …

Die Rückseite der Steilküste besteht aus dicht bewaldeten, grünen Hügeln, und die Umgebung ist ruhig und idyllisch – der ideale Ort, um sich auch am folgenden Tag noch vom Schlafmangel der ansonsten ja unproblematischen Überfahrt zu erholen. Die Temperatur stellt dabei neue Rekorde auf, knapp 40 Grad im Schatten wird es am Nachmittag, und das Wasser hat 27 Grad – es ist Juli, der Sommer ist da!

Alghero
Hinter dicken Festungsmauern blickt Alghero aufs Meer

Frisch und ausgeruht legen wir am Donnerstagmorgen die wenigen Seemeilen bis in den Hafen von Alghero zurück. Die Aufnahme in der Marina ist sehr freundlich – und sehr italienisch, Lorenzo, der unsere Leinen entgegennimmt, könnte jeder klischeebeladenen TV-Produktion über Italien entstiegen sein. Die Marina Ser-Mar ist familiengeführt und wirklich sympathisch; nur Duschen kann man uns nicht anbieten, das ist leider wegen Corona verboten … ansonsten scheint man es aber nicht so genau mit den Vorschriften zu nehmen, von den Masken, deren Gebrauch laut offiziellen Verlautbarungen schon beim Anlegevorgang verpflichtend ist (bei knapp 40 Grad im Schatten!), sieht man beim Personal nichts; auch nicht im kleinen Büro, wo es statt dessen einen kräftigen Händedruck gibt – in Spanien unvorstellbar, aber zweieinhalb Jahrtausende Zivilisation lassen sich halt auch durch einen Virus nicht mal eben auslöschen.

Auf der Stadtmauer

Alghero, die mit etwa 44.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt Sardiniens, stellt aufgrund seiner Geschichte den idealen Übergang nach den vielen Monaten in Spanien dar: im Jahre 1354 wurde die Stadt von Katalanen erobert und die einheimische Bevölkerung fast vollständig verdrängt, wodurch Kultur und Baustil sehr stark katalanisch geprägt sind; selbst die Sprache hat sich gehalten, alle Straßenschilder sind zweisprachig, und viele alte Menschen sprechen noch einen katalanischen Dialekt. Dennoch sind wir unverkennbar in Italien: an jeder Ecke gibt es Pizza und Gelato, und die Inneneinrichtungen der Geschäfte scheinen alle zu einer Designausstellung zu gehören.

Alghero: pittoreske Gassen …

Die Häuser, Gassen und Plätze der Stadt bieten aber auch die passende Kulisse: alles ist äußerst pittoresk und strömt förmlich Geschichte aus. Zusammen mit dem Italienisch, welches so betont und melodisch wie wohl kaum eine andere Sprache ist, ergibt sich ein äußerst stimmiges Bild: ja, wir sind in Bella Italia!

… und Plätze durchziehen die Altstadt

Wir laufen Stunden durch die historische Altstadt, essen natürlich ein köstliches Eis, kaufen viel zu viel Lebensmittel ein – alles sieht so verlockend aus – und holen uns zum Abendessen eine Pizza zum Mitnehmen, die wir auf einem lauschigen Platz im Schatten verzehren. Ein kulinarisches Erlebnis, für dessen Beschreibung kaum Worte zu finden sind – mit dem in Deutschland erhältlichen, gleichnamigen Lebensmittel aus oft pakistanisch-chinesisch-türkischer Produktion hat es jedenfalls nichts gemein. Und riesengroß war der Traum mit Mozzarella di Bufala auch noch – und mit 6 € geradezu absurd günstig. Ach, könnte man diesen Künstler seines Fachs doch in die niedersächsische Provinz locken …

Bosa

Am Freitag besuchen wir noch den Markt von Alghero, gegen Mittag verlassen wir dann den Hafen und machen uns auf den Weg weiter nach Süden. Heute weht der Mistral, von dem wir auf der Überfahrt etwas mehr hätten gebrauchen können, umso kräftiger; besonders die Wellen, die sich auf den mehreren hundert Seemeilen Anlaufstrecke aufbauen, sind beeindruckend. Nur unter Vorsegel rauschen wir so mit 6 Knoten dem Tagesziel Bosa entgegen, wo wir einen Liegeplatz in der am Fluss Temo gelegenen Marina finden (im wahrsten Sinne des Wortes, denn auf den Ruf per UKW reagiert niemand, so dass wir schließlich in eine beliebige freie Box einfahren; beim Besuch beim freundlichen Hafenmeister stellt sich dann heraus, dass das Funkgerät ausgeschaltet war, was aber seinem sonnigen Gemüt keinerlei Kummer bereitet).

Bosa mit dem Castello Malaspina im Hintergrund

Erst am nächsten Vormittag besuchen wir den zwei Kilometer flussaufwärts gelegenen, kleinen Ort, der malerisch von einer Burg aus dem 12. Jahrhundert überragt wird. Hier ist es bei weitem nicht so touristisch wie in Alghero, die alte Bausubstanz ist auch nicht so herausgeputzt, aber dafür sehen wir ein Stück sardischen Alltag – und erstehen allerköstlichste Dolci Sardo, ein Oberbegriff für unzählige Arten kunstvollen Kleingebäcks, für die es eigene Geschäfte gibt, in denen der Einkauf schon zum Erlebnis wird.

Am Nachmittag verlassen wir die Marina, um gleich hinter der Mole an der Mündung des Temo wieder zu ankern – für die Weiterfahrt ist es zu spät und zu windig, aber das Liegegeld für eine weitere Nacht wollen wir uns sparen; zwar ist Bosa mit 42 € der günstigste Ort an der gesamten Küste, aber geschenkt ist es nun auch nicht gerade ….

Cala Saline

Am Sonntag hat es sich erst mal ausgeweht, so dass wir erst gegen Mittag, als sich der erste thermische Wind regt, am Anker das Großsegel setzen und dann diesen aufholen. 19 Seemeilen führt uns der Weg entlang der Küste gen Süden, und das unter idealen Bedingungen: um 10 bis zunehmend 15 Knoten Halbwind, die ‘Orion’ fühlt sich wohl und rauscht unter Vollzeug durchs Wasser – ach, könnte man den Wind doch fest auf Stärke 4 einstellen …

Vor Capo Mannu

Vorbei zieht eine windgebeutelte Küste, die sich unter dem ständigen Mistral wegzuducken scheint, mit hohen Bergzügen im Hintergrund – Sardiniens Inland verfügt über ausgedehnte Gebirge mit über 1800 Metern Höhe. Schließlich runden wir das Capo Mannu und finden dahinter, am Strand von Cala Saline, zwischen den Orten Porto Mandriola und Putzu Idu, etwas Schutz vor dem wie immer aus Nordwest anrollenden Schwell.

Hochbetrieb am Strand der Cala Saline

Am Strand und in der Bucht ist eine Menge los, und anders als in Spanien hält man hier nicht viel von Absperrungen: Schwimmer, Surfer, Segler und Motorboote tummeln sich in einem bunten Durcheinander. Geht offenbar auch, und macht es uns leicht, einen guten Ankerplatz auf Sand zu finden.

Nach Sonnenuntergang verlegt sich der Badebetrieb in mehrere Beach-Bars, doch der Abstand zu Strand ist groß genug, dass die Musik hinreichend gedämpft in die Koje dringt, um ausreichenden Schlaf zu ermöglichen.

Tharros

Auch am Montag lohnt es sich, mit dem Aufbruch etwas zu warten: erst gegen 11 Uhr regt sich der erste, zaghafte Nordwestwind. Bis zur kommenden Nacht soll dieser aber deutlich zulegen: vom Golfe du Lion weht mal wieder der Mistral mit 8 bis 9 Beaufort übers Mittelmeer; soviel Wind soll hier zwar nicht ankommen, aber genug Schwell: angesagte 3 Meter signifikante Wellenhöhe erfordern den richtigen Zufluchtsort für die Nacht. Der ist an dieser Küste gar nicht so leicht zu finden, nicht umsonst heißt es, dass die meisten Segler die Westküste Sardiniens meiden und lieber die nicht dem Mistral ausgesetzte Ostküste entlangfahren.

Vor Tharros

So sind wir auch nicht allzu zuversichtlich, als wir die hinter der Sinis-Halbinsel liegende Bucht von Tharros anlaufen, doch der Platz erweist sich als hervorragend geschützt, kein bisschen Welle kommt um die Landspitze herum. Wieder einmal zeigt es sich, dass sich die Qualitäten eines Ankerplatzes (oder dessen Mangel an solchen) kaum an der Seekarte ablesen lassen, lokale Gegebenheiten wie der Tiefenverlauf und die Beschaffenheit des Meeresbodens spielen eine zu große Rolle.

Ankern darf man hier nicht, da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, aber es gibt ein Feld mit Muringbojen. Diese sind zwar nicht kostenlos wie in Porto Conte, aber gegen akzeptable 15 € pro Nacht zu benutzen – wenn man erst mal dahintergekommen ist, wie man diesen Obolus zu entrichten hat, die notwendigen Informationen zum nicht unkomplizierten Prozedere (Banküberweisung und anschließende Übermittlung der Überweisungsbestätigung an eine Mailadresse) sind nämlich ausschließlich auf Italienisch in den Tiefen etlicher Untermenüebenen der Webseite zu finden – und die Guardia di Finanza (ja, in Italien gibt es eine eigene Finanzpolizei!) kommt kontrollieren und verhängt empfindliche Bußgelder gegen ahnungslose Ausländer …

Nichts als Ruinen, aber davon eine Menge …

Der hervorragende Schutz dieser Bucht hat schon in der Bronzezeit zu einer Besiedlung geführt; die Phönizier bauten diese zur Stadt aus, die zur Zeit der Punier zu einer bedeutenden Hafenstadt wuchs. Nach der Eroberung durch die Römer war diese unter dem Namen Tharros bekannt. Heute stehen hier nur noch Ruinen – wie und wann es zur Zerstörung oder Aufgabe der Stadt kam, ist nicht genau bekannt.

Das Bojenfeld liegt direkt vor den Ruinen – Baden mit Aussicht auf über 3000 Jahre Geschichte, während wenige 100 Meter entfernt, auf der anderen Seite der Halbinsel, mächtige Wellen gegen die Felsen laufen, das hat schon was!

Wir bleiben noch eine weitere Nacht an der Muringboje vor Tharros, denn auch wenn der Wind sich auf zum Segeln geeignete Stärken beruhigt hat, so steht immer noch ein Schwell von gut 2 Metern, und es gibt voraus in erreichbarer Entfernung keinen einzigen Ankerplatz oder Hafen, in dem man bei solchen Bedingungen übernachten könnte.

Spiaggia di Funtanazza

Tags drauf sieht das anders aus: weniger als 1 Meter Schwell, Tendenz weiter abnehmend – dafür natürlich kein Wind mehr. Doch wie schon zuvor lohnt es sich zu warten: gegen 11 Uhr regt sich das erste Lüftchen aus West, und dann kann man den ganzen Nachmittag herrlich segeln. Der thermische Seewind scheint sich sehr zuverlässig einzustellen, wird – ohne Überlagerung mit ‘echtem’ Mistral – nicht sehr stark, aber gerade stark genug, um zügiges und entspanntes Vorankommen unter vollem Tuch zu ermöglichen – so dürfte das immer sein!

Vorbei zieht eine Küste, an der sich Strände und felsige Abschnitte abwechseln, mit zunehmend hohen Bergen im Hintergrund, und die sehr dünn besiedelt ist – oder gar nicht, wie das umfangreiche militärische Sperrgebiet ums Capo Frasca. Hier schießt die NATO mit uran- und thoriumhaltiger Munition; die Krebsraten und Missbildungen bei Kindern in der Umgebung steigen dementsprechend, aber das ist natürlich kein Grund, dies zu unterlassen – und direkt nebenan befindet sich das Naturschutzgebiet, in dem man mit dem Anker keinen Posidonia-Halm krümmen darf! Ob da wohl mit zweierlei Maß gemessen wird?

Vor Funtanazza – die Hotelruine gerade nicht im Bild …

Aber im Sommer ruht in Italien alles, auch die so wichtige ‘Verteidigung’, und so können wir ohne großen Umweg (und ohne beschossen zu werden) durch das äußere Sperrgebiet segeln. Am Nachmittag werfen wir den Anker vorm Strand von Funtanazza – auch hier unberührte Natur, mit einer nicht zu übersehenden Ausnahme: am Ufer steht riesengroß die Ruine einer Ferienanlage, welche für die Familien von Minenarbeitern in den 1950er Jahren errichtet wurde. Das sieht regelrecht unheimlich aus, aber ansonsten ist es hier schön, und tatsächlich wird der Schwell aus Nordwest immer weniger, so dass wir eine ruhige Nacht verbringen.

Spiaggia di Portixeddu
Vor Portixeddu

Am Donnerstag verfolgen wir die gleiche Taktik: erst mal warten bis sich der erste Westwind regt, und dann das Großsegel hoch und den Anker gelichtet, ohne die Maschine zu starten. Die als so zuverlässig gelobte Thermik zeigt sich heute aber prompt launisch: nach 10 Minuten schläft der Wind wieder ein, und die nächsten 6 Stunden dümpeln wir mit einem halben Knoten Fahrt dahin. Gegen 17 Uhr geben wir auf und starten den Motor, der uns in gut einer Stunde durch den Rest der gerade mal 13 Seemeilen langen Tagesstrecke schiebt. Kaum haben wir aber das Capo Pecora gerundet und vorm Strand von Portixeddu den Anker geworfen, kommt kräftiger Wind auf – auch nur für eine Stunde, aber immerhin. Mit der Wettervorhersage hatte jedenfalls all das nicht viel zu tun …

Sonnenuntergang hinterm Capo Pecora

Der Ankerplatz jedenfalls ist sehr schön vor dem winzigen Ort mit seinem langen Strand gelegen und bietet einen tollen Abendhimmel beim Untergang der Sonne hinter den schroffen Felsen; der Grund besteht aus einer ausgedehnten Fläche reinen Sandes, hier gibt es besten Halt für den Anker und eine Menge Platz. Schutz gegen den Nordwestwind und -schwell allerdings sucht man vergebens; für uns kein Problem, denn durch die anhaltende Flaute gibt es auch kaum Schwell, aber es verdeutlicht uns, dass wir ohne diese tagelange Schwachwindphase diese Küste auch nicht so kennenlernen könnten.

Spiaggia di Masua

Für den Freitag steht eine noch kürzere Distanz auf dem Plan: kaum 9 Seemeilen sind es bis zum Ankergrund vor Masua – und das ist auch gut so, denn wieder erfordert es sehr viel Geduld, diese Strecke unter Segeln bei abwechselnden Phasen von 4-5 und 0-1 Knoten Wind  zurückzulegen …

Pan die Zucchero voraus!

Dafür erwartet uns am Ziel eines der Postkartenmotive Sardiniens: die kleine Felseninsel Pan di Zucchero, die dicht vor der nicht weniger spektakulären Steilküste 133 Meter aus dem Meer ragt. Direkt gegenüber befindet sich einer der außergewöhnlichsten ‘Häfen’ der Welt: Porto Flavia, 1924 als Erzverladehafen errichtet. Die ganze Gegend ist reich an Erzvorkommen, die Anfang des 20. Jahrhunderts so an Bedeutung gewannen, dass man eine neue Lösung für die Verschiffung des Erzes suchte – bis dahin wurde dieses von Hand in Körben am Strand auf kleine Segelschiffe verladen, die dieses dann nach Carloforte brachten, wo es – ebenso in Handarbeit – auf Dampfschiffe umgeladen werden konnte. Für den Transport von tausenden von Tonnen eine unvorstellbare Knochenarbeit – bis der Ingenieur Cesare Vecelli einen ungewöhnlichen Platz für einen Hafen fand: man sprengte hunderte Meter Tunnel und neuen riesige Silos in die Felsen der Steilküste, so dass die Erzfrachter darunter anlegen und per Förderband die Fracht übernehmen konnten; benannt wurde dieses technische Meisterwerk nach der Tochter Vecellis. Inzwischen wird die – weltweit einmalige – Anlage nicht mehr genutzt, kann aber besichtigt werden.

Toll ist auch der Ankerplatz davor: zwischen dem Pan di Zucchero und der Küste findet sich eine halbe Seemeile reinen Sandgrundes, von dem man auch auf 10 Metern Tiefe schon jedes Detail erkennen kann; bei 25 Grad Wassertemperatur wunderbar zur Abkühlung nach dem heißen, windstillen Tag, und das noch mit der Aussicht … der bislang beste Ankerplatz auf Sardinien!

San Pietro / Carloforte

Am Samstag bekommen wir etwas mehr und beständigeren Wind, so dass die Überfahrt nach San Pietro, einer der Sardinien im Südwesten vorgelagerten Inseln, mühelos gelingt; den Samstagabend ankern wir noch vor der kleinen Isola Piana, bevor wir am Sonntagmorgen in den Hafen von Caloforte einlaufen – wie immer gilt es, bei den gepflegten Marinapreisen die Aufenthaltszeit zu maximieren. Der Empfang in der Marina ist aber – wie bislang immer in Italien – ausgesprochen freundlich, und 10 Euro günstiger als im Internet ausgeschrieben ist es dann auch noch – Corona-Rabatt?!?

In Carloforte

Die Vorfahren der heute etwa 6000 Einwohner von Carloforte haben eine bewegte Geschichte hinter sich: ursprünglich aus einer Gegend an der ligurischen Küste stammend, sind sie 1542 auf die Insel Tabarca von der tunesischen Küste ausgewandert, um dort die nächsten 200 Jahre nach Korallen zu tauchen, bis dies nicht mehr einträglich genug war und praktisch die gesamte Einwohnerschaft auf die bis dahin noch unbewohnte Insel San Pietro umsiedelte und Carloforte gründete. Viel Ruhe fanden die Menschen dort aber zunächst nicht: 1798 wurden fast 1000 Einwohner von maurischen Piraten als Sklaven nach Nordafrika verschleppt, bis sie nach 5 Jahren freigekauft werden konnten.

Schöne restaurierte Häuser säumen die kleinen Straßen

So ist Carloforte kulturell gesehen eigentlich kein Teil von Sardinien: die Einwohner sprechen einen mittelalterlichen ligurischen Dialekt, und auch der Baustil mutet eher genuesisch an. Sehenswert ist es allemal: die vor 250 Jahren recht planmäßig angelegte Kleinstadt hat ihren Originalzustand weitgehend erhalten können, es macht Spaß die vielen kleinen Straßen zu erkunden und – wie sollte es anders sein – sich mit einem ausgezeichneten Gelato zu belohnen.

Allein die Versorgungslage ist eher bescheiden – es gibt zwar mehrere kleine Supermärkte, aber allzu gut bestückt sind diese nicht, und einen Wochenmarkt finden wir leider auch nicht; die Lage als Insel vor einer Insel hat wohl ihren Preis.

Punta Nera / Spiaggia di Guidi
Reichlich Ankerplatz für alle: Spiaggia di Guidi

Am Montagnachmittag verlassen wir Carloforte und segeln wenige Seemeilen bis zur Südspitze von San Pietro; wir runden die Punta Nera und finden gleich dahinter einen Ankerplatz vor Spiaggia di Guidi. Hier ist eine Menge los, aber wie immer verschwinden die meisten Boote am frühen Abend, und es kehrt Ruhe ein.

Die Bucht ist weiträumig und hat – anders als der Name andeutet (Spiaggia heißt Strand)- ein eher felsiges Ufer; vor allem fällt uns auf, wie spärlich hier alles bebaut ist; auf den Balearen stünde hier eine Luxusvilla neben der anderen …

Torre Cannai

Dienstagmorgen setzt der Wind schon früher ein, daher lichten wir schon um 10 Uhr den Anker und machen uns auf den Weg zur nächsten Insel, Sant’Antioco; diese kommt im Norden San Pietro recht nahe, erstreckt sich aber viel weiter nach Süden, so dass wir etliche Meilen an ihrer Westküste entlangsegeln, um hinter ihrem Südende Schutz für die nächste Nacht zu finden.

Das ging wohl schief – die ‘CDRY BLUE’ auf den Felsen

Dabei passieren wir das Wrack des hier am 21. Dezember vergangenen Jahres in einem Sturm auf die Felsen getriebenen Frachters ‘CDRY BLUE’; der 108 m lange Havarist war mit einer Ladung auf dem Weg von Cagliari nach Alicante (also gerade erst ausgelaufen), als er wegen zu schwerer See beidrehen und hinter Sant’Antioco Schutz suchen wollte – offenbar ist das Manöver misslungen. Dies und die im Internet zu findenden Bilder der italienischen Küstenwache vermitteln einen Eindruck davon, was an Sardiniens Westküste bei Mistral los sein kann …

Torre Cannai, eine sichere Ankerbucht in unberührter Natur

Tatsächlich erleben auch wir eine Zunahme der Windgeschwindigkeit bis auf 6 Beaufort und ansehnliche  Wellenhöhen, als wir Capo Sperone, das Südende der Insel, umrunden; gleich dahinter wird es aber wieder friedlicher, und in der Bucht vor Torre Cannai finden wir wieder einen wunderschönen Ankerplatz mit ausgedehnten Sandflächen und völlig unverbauter Natur – außer dem namensgebenden, alten Turm steht hier nichts. Nach Süden bietet sich ein hinreißender Ausblick auf die Gruppe der drei kleinen Inseln Il Toro, La Vacca und Il Vitello (Stier, Kuh und Kalb), und am Horizont zeichnet sich die bergige Südwestküste Sardiniens ab. Hier möchte man gerne länger bleiben, aber in wenigen Tagen zeichnet sich eine Windzunahme ab, und da wollen wir Sardiniens Südspitze umrundet haben – wir haben ja gerade gesehen, was Sturm hier anzurichten vermag …

Porto Tramatzu
Capo Teulada, die Südspitze Sardiniens

Knapp 20 Seemeilen liegen am Mittwoch vor uns, um die Südspitze Sardiniens, das Capo Teulada, zu runden. Eigentlich sollte schon ab dem frühen Vormittag ein recht gleichmäßiger Nordwestwind um 10 Knoten einsetzten, aber der lässt dann doch auf sich warten, so dass wir dann nach einigen Stunden Dümpelei doch den Gennaker rausholem – und, wie nicht anders zu erwarten, legt von dem Augenblick an der Wind zu. Je näher wir dem Capo Teulada kommen, gewinnen auch die Wellen an Höhe, und so gerät dann auch die Rundung des Kaps zu einer recht sportlichen Angelegenheit – bei über 20 Knoten Wind ist es gar nicht mehr so einfach, den Bergeschlauch über das Leichtwindsegel zu ziehen.

Hinterm Kap beruhigt es sich sehr schnell wieder; im Lee der Bergrücken segeln wir erstmals seit Wochen wieder auf nördlichem Kurs. Eine traumhafte Ankerbucht nach der anderen zieht vorbei, doch das gesamte Gebiet ist – mal wieder – militärisches Sperrgebiet und darf eigentlich nicht befahren werden. Dennoch sehen wir einige Boote dicht unter Land – wie man liest werden die Verbote im Juli/August nicht durchgesetzt, aber nach irgendeiner offiziellen Aussage, ob man nun dort ankern darf oder nicht, haben wir vergeblich das halbe Internet durchsucht.

Hochbetrieb am Strand, aber ansonsten Natur pur: Porto Tramatzu

Die erste ‘legale’ Ankermöglichkeit – Porto Tramatzu – ist nicht viel weniger hübsch als die vorher passierten Buchten, nur naturgemäß deutlich voller: einige Yachten ankern hier schon, und am Strand herrscht reger Badebetrieb. An kleinen Muringbojen warten rund 25 gut motorisierte RIBs auf Mieter – wir wissen durchaus zu schätzen, dass diese zur Zeit durch Abwesenheit glänzen, sonst müsste man wohl die Weingläser auf dem Cockpittisch festkleben …

Baia di Nora
Capo Spartivento, die Windscheide Südsardiniens

Am Donnerstag ist er dann wieder da, der Mistral; für den Nachmittag sind 6 Beaufort angesagt, am Vormittag weht es noch etwas verhaltener. Da Porto Tramatzu in einem tiefen Einschnitt liegt und wir daher zunächst Südostkurs segeln, freuen wir uns über 4-5 Knoten Fahrt nur unter Vorsegel, bis wir kurz nach 12 Uhr das Capo Spartivento erreichen, und feststellen müssen, dass dieses seinen Namen – ‘den Wind  teilend’ – nicht umsonst trägt: statt den Nordwest hinter dem Kap in abgeschwächter Form zu erfahren, bekommen wir wild umlaufende Windrichtungen, durchsetzt mit fast völliger Flaute. Verrückt, wenn man bedenkt, dass über hunderte Seemeilen kräftiger Mistral übers Mittelmeer heranweht, aber genau von dieser Ecke an ist man offenbar hinreichend weit ‘hinter’ den Bergen Sardiniens, um in das Wettersystem der Ostküste zu kommen.

Die Baia di Nora

 

Römisches Theater, Nora

Wenn wir damit auch windmäßig die Westküste als abgeschlossen betrachten können und auch nicht mehr weit von Cagliari entfernt sind, so bietet dieser Küstenabschnitt aber noch ein besonderes Ziel an: die Baia di Nora bei der kleinen Stadt Pula. Diese bietet nicht nur großflächige Ankergründe mit türkisfarbenem Wasser über weißem Sand vor grüner Bergkulisse – das ist ja nun wirklich nichts Besonderes mehr – sondern eine Ausgrabungsstätte mit den Ruinen der wohl ältesten Stadt Sardiniens, Nora.

Reste luxuriöser Villen …

Im Jahre 1889 wurden durch eine Springflut auf einer kleinen Halbinsel alte Überreste freigelegt; man fing an zu graben – und ist bis heute nicht fertig damit: in Schichten finden sich die Spuren von knapp 3000 Jahren Besiedlung. Die erste Stadtgründung geht auf die Phönizier im 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurück, Menschen lebten hier aber schon seit der Bronzezeit, wie im phönizischen Tempel wiederverwendete, aus Nuraghen stammende Steinblöcke beweisen. Den Phöniziern folgten die Karthager, bis im Jahre 238 v. Chr. Sardinien von den Römern erobert wurde; aus den darauf folgenden Jahrhunderten stammen die meisten der ausgegrabenen Relikte. So findet man etwa ein gut erhaltenes römisches Theater, die Überreste einer einst beeindruckend großen Therme sowie hunderte Grundmauern von Häusern, einige davon großzügige Villen, deren kunstvolle Mosaikböden zum Teil immer noch vollständig erhalten sind.

… mit teilweise hervorragend erhaltenen Mosaikböden

Man geht zum Teil auf den alten römischen Straßen – ein merkwürdiges Gefühl, die Füße auf jahrtausendealte Pflastersteine zu setzen und sich vorzustellen, wie es damals rundherum ausgesehen haben mag, wie sich der Alltag der hier lebenden Menschen gestaltete, wie belebt wohl das Forum, wie prachtvoll ausgestattet die Thermen waren. Mit dem Untergang des römischen Reiches verfiel die Stadt und versank – wie ganz Europa – in ein tausendjähriges Vergessen.

Abendstimmung überm Ankerfeld in der Baia di Nora

Da dies unser letzter Ankerplatz vor Cagliari ist und es uns gut gefällt, bleiben wir ganze drei Nächte; am Samstag füllt es sich dann auch ganz beträchtlich, sicher 20 Segler ankern mit uns und bleiben auch über Nacht, dazu noch viele kleinere Motorboote, die nur zum Baden kommen – mit so vielen Booten haben wir lange nicht mehr in einer Bucht geankert! Aber Platz ist ja hier genug; fragt sich nur, wieviel weniger in diesem Jahr los ist als üblicherweise – immerhin, die ersten Deutschen auf einem Charterboot sehen wir auch (und ausgerechnet die müssen dadurch negativ auffallen, dass sie eine Bootslänge hinter uns ankern müssen, während eine halbe Seemeile Platz zur Verfügung stünde …).

Cagliari
Cagliari liegt vor uns

Sonntag legen wir dann die letzten 15 Seemeilen bis zu unserem Sommerlager in Cagliari zurück, bei gleichmäßigen 10 Knoten Rückenwind und ruhiger See nochmal schön unter Gennaker; gegen 16 Uhr treffen wir dann in der Marina del Sole ein – hier soll die ‘Orion’ am Dienstag aus dem Wasser gekrant werden.

Bis dahin bleibt noch eine Menge zu tun: es gilt herauszubekommen wo man Farben und Material zu vernünftigen Preisen bekommen kann, das Dinghi muss gesäubert und zusammengelegt, die Aries, unsere Windsteueranlage, demontiert und gewartet, und die Einzelheiten des Kranvorgangs mit dem Marinapersonal besprochen werden – wir sind nicht wenig nervös, wie das so werden wird …

Die ‘Orion’ hängt am Haken

Am Dienstag den 21. Juli ist es dann soweit: die ‘Orion’ wird mit stehendem Mast aus dem Wasser gehoben, ein ganzes Stück durch den Hafen auf das Lagergelände gefahren und dort auf einem Lagerbock abgesetzt. Dann kann es auch schon losgehen: noch am Dienstag werden alle Anbauteile demontiert, Mittwochmorgen noch ‘eben’ Farbe besorgt (zwei Stunden mit dem Fahrrad quer durch die Stadt), und dann beginnt das große Schleifen: da die alte Lackierung so sehr gelitten hat, muss richtig viel runter, bis Samstagmittag läuft das Schleifgerät ganztägig – bei 35 Grad im Schatten kein Vergnügen … 

Mit der ersten Schicht Primer sieht es aber schon wieder viel besser aus, und am Sonntag folgt dann auch der Decklack; nur mit den blauen Streifen gibt es ein Problem: damit man bei diesen Temperaturen überhaupt lackieren kann, hat uns das Farbenfachgeschäft einen besonders hochsiedenden Verdünner empfohlen; das hat auch gut funktioniert, aber nun trocknet der Lack halt so langsam, dass er noch nicht abgeklebt werden kann – erst Stress, dann Warten 🙁

Erst am Vormittag des 29. Juli, im letzten Moment vor dem Heimflug, fühlt sich der weiße Lack halbwegs trocken an – also schnell noch die blauen Streifen lackiert, und dann mit Farbflecken auf den Händen in den Flieger …

Zurück ins Wasser

Am Dienstag den 25. August fliegen wir zurück nach Cagliari und sind gegen 21 Uhr endlich wieder an Bord – was für eine Erleichterung, die ‘Orion’ erwartet uns unversehrt (aber reichlich verdreckt). Am nächsten Morgen gibt es dann aber die erste unschöne Überraschung: vor vier Wochen sah der Lack aber wesentlich besser aus … es scheint so, dass der extra langsam trocknende Lack es geschafft hat, die alten Lackschichten etwas anzulösen, so dass die Oberfläche nun wie marmoriert aussieht! Nun ja, wenigstens hat sie keine Risse wie zuvor (bleibt nur abzuwarten, wie lange das so bleibt …).

Die Arbeit geht auch munter weiter: am Mittwoch wird neues Antifouling aufgebracht, am Donnerstag kommen alle zuvor demontierten Teile wieder an ihren Platz – und das alles bei fast 40 Grad in der Sonne, selbst in der Nacht schaffen die Temperaturen unter Deck es kaum unter 30 Grad. Aber irgendwann ist alles geschafft, und am Freitagmorgen geht es endlich wieder ins Wasser!

Die nächste böse Überraschung folgt sogleich: auf der minutenkurzen Fahrt zum Liegeplatz ertönt der Temperaturalarm des Motors … und los geht die Fehlersuche: da die ‘Orion’ eine Kielkühlung statt einer Seewasserkühlung hat, scheiden die üblichen Ursachen – defekter Impeller oder verstopfte Seewasserzufuhr – gleich aus; bleiben der Thermostat und die Kühlwasserpumpe. Um diese kontrollieren zu können, muss zunächst das Kühlwasser abgelassen werden, und dazu wiederum muss zunächst der Frischwassertank ausgebaut werden (ja, die Zugänglichkeit des Motors gehört nicht zu den Vorzügen der Feltz-Konstruktionen …). Kaum zwei Stunden später – alles im Boot ist inzwischen reines Chaos – können wir schon das Ablassventil öffnen, und es kommt … nichts! Wie sich zeigt, fehlen ca. 15 Liter Kühlwasser (bei einem Gesamtvolumen von etwa 60 Litern); kaum sind die aufgefüllt, zeigt ein Probelauf keinerlei Probleme mehr. So weit, so gut; aber wo ist das Kühlwasser geblieben? Zweifellos ist das Boot in den letzten Wochen an Land regelrecht durchgekocht worden, doch kann so eine Menge durch den kleinen Druckausgleich verdampfen?!? Ein ungutes Gefühl bleibt … 

Stadtbesichtigung

Am Samstag ist endlich Zeit, sich mal in Cagliari umzuschauen; die gut 150.000 Einwohner zählende Hauptstadt Sardiniens wurde als phönizische Kolonie unter dem Namen Karalis gegründet und durchlief in den nächsten zweieinhalb Jahrtausenden die üblichen Besitzerwechsel. Dabei sind besonders die Jahrhunderte der Unabhängigkeit hervorzuheben, in denen die Insel in vier Judikate unterteilt war; dies spiegelt die bekannte, viergeteilte sardische Flagge wieder.

Blick über Cagliari

Beim Rundgang durch die Stadt finden wir Zeugnisse aller Epochen: das in einen natürlichen Felseinschnitt gebaute römische Amphitheater, welches seinerzeit beeindruckenden 20.000 Zuschauern Platz geboten haben soll, die ab 1217 im pisanischen Stil errichtete Kathedrale Santa Maria di Castello, die zahlreichen Überreste der Stadtbefestigung, oder auch der 1866 eröffnete botanische Garten, in dem wir ein wenig Erholung von der Hitze der Stadt finden. Alles in allem eine sehenswerte Stadt, in der natürlich auch das kulinarische Angebot nicht fehlt!

Und wieder mal: Corona

Eigentlich wollten wir am Sonntag nur noch die ‘Orion’ reisefertig machen, um am frühen Montagmorgen nach Tunesien aufzubrechen. Seit Monaten verfolgen wir die Reisebestimmungen, und seit Anfang Juni ist die Einreise aus Europa uneingeschränkt möglich. Ist? Nein, ‘war’ muss es heißen: seit dem 26. August benötigen Einreisende einen negativen PCR-Test, sonst wird die Einreise verweigert. Statt uns Montagmorgen auf den Weg zu machen, laufen wir uns statt dessen stundenlang die Füße wund, um uns in Cagliari einem solchen Test zu unterziehen. Der freundliche Arzt im medizinischen Testcenter erklärt uns, dass PCR-Tests zur Diagnose der Erkrankung bei Personen angewandt werden, bei denen ein begründeter Verdacht besteht, nicht aber bei völlig Gesunden, und daher nur vom Arzt angeordnet werden können, aber nicht auf Verlangen durchgeführt werden. Außerdem äußert er sich sehr skeptisch über den Sinn einer so umfassenden Maßnahme, kann man doch so nur den recht kleinen Teil der Infizierten erfassen, bei denen noch keine Symptome vorliegen, aber bereits genug virale DNA vorhanden ist, um vom Test erfasst zu werden – eine simple ärztliche Untersuchung bei der Einreise wäre da unterm Strich ebenso effizient.

Zur Abrundung des Gesamteindrucks muss man noch wissen, dass diese Vorschrift nur für Individualreisende aus Ausgangsländern mit dem niedrigsten Risiko – so nach Einschätzung der tunesischen Behörden Italien – gilt, Reisende aus Ländern mit mittlerem Risiko – darunter Deutschland – müssen zusätzlich 7 Tage in Quarantäne. Nun könnte man ja sagen, das ergibt durchaus einen Sinn – wenn da nicht das kleine Detail wäre, dass dies alles nicht für Pauschaltouristen gilt, selbst dann nicht, wenn sie aus einem Land mit höherem Risiko einreisen! Diese brauchen keinen Test, keine Quarantäne, gar nichts …. müssen aber ihrer Reiseleitung versprechen, sich an die Hygienevorschriften zu halten! – ja, dann … 

Zusammenfassend: die jüngsten Erlasse der tunesischen Administration sind erstens von zweifelhafter Sinnhaftigkeit und stellen zweitens ein effektives Einreiseverbot dar, weil es in Italien unmöglich ist, den explizit geforderten PCR-Test auf Verlangen abzulegen –  vernünftigerweise sind den Italienern ihre Testkapazitäten zu schade für solch einen Unsinn. Aber wie wir ja schon im Frühjahr in Spanien erleben durften, genügt das Wort ‘Corona’, um die offiziellen Entscheidungsträger von jeder Rechtfertigungspflicht zu entbinden – wenn es gegen Corona ist, muss es ja richtig sein.

Spiaggia di Poetto
Endloser Strand: Spiaggia di Poetto

So ändern wir also unsere Reisepläne, was umso ärgerlicher ist, da darüber ein geeignetes Wetterfenster ungenutzt verstrichen ist; wir verlassen also Montagnachmittag frustriert die Marina del Sole, nur um fünf Seemeilen weiter vorm Strand von Poetto zu ankern. Dieser ist einer der längsten Sandstrände des ganzen Mittelmeers und bietet hervorragende, ausgedehnte Ankerflächen – der richtige Ort, um sich von einer Folge von äußerst anstrengenden und ärgerlichen Tagen zu erholen!

Der Abend schenkt uns noch wunderbare Pastelltöne am Himmel, und wir verbringen eine sehr schöne, ruhige Nacht vor Anker – nach so vielen Wochen ist es erst mal wieder ungewohnt, aber schnell erinnern wir uns wieder, dass eine schöne Ankerbucht ohne Schwell besser ist als jeder Hafen 🙂

Cava Usai

Dienstag machen wir uns auf den Weg zum Südostende der Insel; dabei nehmen wir erstmal seit dem Auskranen den elektrischen Autopiloten wieder in Betrieb, der sich prompt mit dem Auslösen der Sicherung verabschiedet – wie es aussieht, hat ausgerechnet die in Cagliari vorgenommene Reinigung einen Kurzschluss verursacht, der dem Leben der Motortreiber ein Ende gesetzt hat. Prima, also auch kein Autopilot mehr …

Der Leuchtturm auf der Isola dei Cavoli

Mit schönem Rückenwind segeln wir gen Südosten, runden wir das Capo Carbonara, passieren die kleine Isola dei Cavoli und ankern nach 20 Seemeilen vor  Cava Usai, einem längst aufgegebenen Granitsteinbruch aus dem 19. Jahrhundert. Dort erwartet uns – mal wieder – herrlich klares Wasser über feinstem Sandgrund und Natur pur: außer den beiden Leuchttürmen auf der Insel und der Landspitze sind ein paar Badende am Strand die einzigen Spuren menschlicher Anwesenheit, abgesehen von den halb abgetragenen Bergflanken, die sich die Vegetation aber größtenteils schon wieder zurückerobert hat.

Die alten Steinbrüche von Cava Usai

Hier verbringen wir eine ruhige Nacht und machen am Mittwochmorgen Pläne für die Überfahrt nach Sizilien: viel Wind ist nicht gerade angesagt, und es bleibt abzuwarten, wie viele Nächte wir uns für die mit 160 Seemeilen eigentlich nicht sehr lange Überfahrt um die Ohren schlagen dürfen … tja, das gute Wetterfenster wäre eben am Montag gewesen, aber das durften wir ja mit der vergeblichen Suche nach einem Corona-Test verstreichen lassen 🙁